Die Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare soll auch in Griechenland in den kommenden Monaten Realität werden. Bisher ist nur die entsprechende eingetragene Partnerschaft erlaubt. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) präsentierte am Mittwoch (10.1.) in einem Interview gegenüber dem staatlichen Fernsehen ERT die Grundpfeiler der angepeilten Neuregelungen.
Der Premier verwies darauf, dass in Europa bereits 20 Länder die Gleichstellung der Ehe für Homosexuelle gesetzlich verankert hätten, 15 davon seien Mitglieder der Europäischen Union. „Mit anderen Worten“, so Mitsotakis, „erfinden wir weder das Schießpulver neu noch tun wir etwas, das von dem abweicht, was in vielen europäischen Ländern bereits Realität ist.“ Gleichzeitig machte Mitsotakis deutlich, dass die Adoption eines Kindes aus einer Leihmutterschaft oder künstlichen Befruchtung ausgeschlossen bleibe. Grundsätzlich müsse aber bei der Ehe jegliche Art von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung beseitigt werden, betonte der Regierungschef. Im Vorfeld des Interviews hatte es Spekulationen gegeben, dass die ND die Homo-Ehe eventuell auf die lange Bank schieben könnte. Als Gründe dafür wurden nicht nur die anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni genannt. Widerstände gibt es auch in den eigenen Reihen, vor allem am rechten Spektrum der ND.
Nicht zuletzt äußerte die griechisch-orthodoxe Kirche in dieser Causa immer wieder Bedenken. Der Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Hieronymos, meinte, dass man „derart viel zu hören bekomme und deswegen ganz verwirrt“ sei. Die Kirche werde sich dann äußern, so Hieronymos, wenn von Regierungsseite Konkretes vorliege. Noch ist nicht klar, wann genau das Gesetz zur Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare im Parlament eingebracht wird. Es kann aber schon jetzt als sicher gelten, dass es mit einer bequemen Mehrheit verabschiedet werden wird. Die Oppositionspartei Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) hat über ihren Vorsitzenden Stefanos Kasselakis bereits deutlich gemacht, dass sie die Initiative absegnen werde. Kasselakis unterstrich in einem Interview mit dem privaten TV-Sender Star, dass der Gesetzentwurf dank SYRIZA das Parlament passieren werde. „Eine Familie“, so Kasselakis, „entsteht durch Liebe.“
Überzeugungsarbeit muss die Regierung nicht nur in den eigenen Reihen oder in Kirchenkreisen, sondern auch in der Gesellschaft insgesamt leisten. Etwa die Hälfte der Griechinnen und Griechen (49 Prozent) sprachen sich in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts ALCO gegen die Homo-Ehe aus; nur 35 Prozent stimmen mit der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare überein.
(Griechenland Zeitung / jk)