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Proteste gegen eine mögliche Schließung des Goethe-Instituts Thessaloniki Tagesthema

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Unser Archivfoto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel) zeigt das Goethe-Institut Thessaloniki. Unser Archivfoto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel) zeigt das Goethe-Institut Thessaloniki.

Das Goethe-Institut hat die ernsthafte Überlegung, in Kürze eine Schließung des Goethe-Instituts in Thessaloniki zu beschließen. Eine entsprechende Entscheidung soll Informationen der Griechenland Zeitung zufolge am Freitag dieser Woche, dem 20. Oktober, getroffen werden.

„Dramatischer Fehler“

Thomas Rachel, Griechenland Berichterstatter der Arbeitsgruppe Außenpolitik der CDU/CSU Bundestagsfraktion und Mitglied im Unterausschuss für auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Deutschen Bundestages, stellte dazu gegenüber der Griechenland Zeitung fest: „Die Schließung des Goethe-Instituts in Thessaloniki durch die Ampel Bundesregierung, wäre ein dramatischer Fehler. Dieses Goethe-Institut ist nicht nur bekannt für die herausragende Vermittlung der deutschen Sprache. Es belegt global den dritten Platz bei Prüfungseinnahmen. Das Goethe-Institut spielt zudem eine zentrale Rolle bei der Bewahrung des kulturellen Erbes und der Aufklärung über begangenen Verbrechen. 50.000 Juden aus Thessaloniki wurden nach Auschwitz deportiert. 96 Prozent der jüdischen Bevölkerung der Stadt wurden dort ermordet. Angesichts der historischen Verantwortung von uns Deutschen an diesem Ort wäre eine Schließung des Goethe-Instituts in Thessaloniki durch das deutsche Außenministerium eine geschichtsvergessene Entscheidung. – Im Gegenteil: Die Erinnerungsarbeit durch das Goethe-Institut in Thessaloniki muss künftig sogar gestärkt werden. Eine durch die Schließung hervorgerufene Belastung der deutsch-griechischen Beziehungen gilt es unbedingt zu vermeiden.“

Appell an Außenministerin Baerbock

Gegen eine eventuelle Schließung des Instituts protestiert auch die Deutsch-Hellenische Wirtschaftsvereinigung (DHW) mit Sitz in Köln. In einem offenen Brief an die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock heißt es, dass man eine Schließung der Niederlassung des Goethe-Instituts (GI) in Thessaloniki entschieden ablehne. Begründet wird dies mit der Feststellung, dass sich dieses GI „in der zweitgrößten Stadt Griechenlands“ befindet und „von dort aus nicht nur in ganz Nord- und Zentralgriechenland (Region Thessalien), sondern auch in den angrenzenden Westbalkanländern“ ausstrahle.

Außerdem wird darauf verwiesen, dass die Stadt Thessaloniki Partnerstadt von Köln und Leipzig sei und gleichzeitig Sitz des Deutsch-Griechischen Jugendwerks. Zudem spricht die DHW an, dass in Thessaloniki die Zweigniederlassung der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer und ein Deutsches Generalkonsulat ansässig seien. Erinnert wird zudem daran, dass das GI „zu den wichtigsten Institutionen, die das Bild Deutschlands in Nord- und Zentralgriechenland seit Jahrzehnten traditionell prägen und erfolgreich bewerben“, gehöre. 

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Das Goethe-Institut Thessaloniki Archivfoto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel)

Förderung des bilateralen Kulturdialogs

Ferner erinnert die DHW daran, dass das GI Thessaloniki bereits seit 1955 existiere und seither intensiv und sehr erfolgreich für die Förderung des deutsch-griechischen Kulturdialogs und der deutschen Sprache sowie für die Vermittlung eines positiven Deutschlandbildes arbeite. Auch die DHW erinnert daran, dass dies in einer Stadt geschehe, „die unter der deutschen Besatzung und der von dort in den Tod deportierten über 50.000 Bürgern jüdischen Glaubens sehr gelitten hat“. Letztlich kommt im Brief der DHW auch zum Ausdruck, dass das GI Thessaloniki „den dritten Platz weltweit bei den Prüfungseinnahmen“ erziele. „Das ist ein nicht zu verachtendes Argument für die sehr erfolgreiche Arbeit des GI und dessen Beliebtheit in der Bevölkerung“. Hinzu komme, so die Einschätzung der DHW, dass angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland „junge Leute mit Deutschkenntnissen immer gefragter“ würden. „Auch ist Deutschland in der Bevölkerung von Nord- und Zentralgriechenland schon seit Jahrzehnten ein sehr beliebter Arbeitsort gewesen. Wo sonst könnten diese jungen Leute Deutschlands Gesellschaft und Kultur besser kennenlernen als in einem Goethe-Institut?“, fragen sich der Präsident der DHW Phedon G. Codjambopoulo und der Generalsekretär Fotios Papadopoulos in ihrem Brief an die deutsche Außenministerin. Diese werde dazu aufgefordert, „einer Schließung des Goethe-Instituts in Thessaloniki nicht zuzustimmen und an die Entscheidungsgremien des Goethe Institut e.V. ein entsprechendes Votum pro Thessaloniki abzugeben“.

(Griechenland Zeitung / Jan Hübel)

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