Die griechisch-türkischen Beziehungen könnten in eine neue Ära eintreten; zumindest stehen die Zeichen derzeit nicht mehr auf Sturm. Hintergrund ist die Tatsache, dass im Frühjahr in beiden Ländern Wahlen stattfinden.
Wie die Tageszeitung Kathimerini berichtet, haben sich beide Seiten auf ein inoffizielles Moratorium geeinigt, zumindest bis zum Abschluss der Wahlen keine Manöver der Kriegsmarine im östlichen Mittelmeer durchzuführen, evtl. soll diese Vereinbarung sogar bis zum Spätsommer gelten. Gleichzeitig gingen die üblichen Verletzungen griechischen Luftraums durch türkische Kampfflugzeuge spürbar zurück. Bereits in der ersten Märzhälfte hatte sich der griechische Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos mit seinem türkischen Amtskollegen Hulusi Akar während eines Telefongesprächs darauf verständigt, ein „Klima der Stabilität und der Kooperation“ zu schaffen.
Hintergrund für diese Entwicklungen sind die schweren Erdbeben, die sich am 6. Februar an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien ereigneten und die mehr als 57.000 Todesopfer forderten. Hellas hatte damals als eines der ersten Länder Soforthilfe geleistet und die Kontakte zur politischen Führung in Ankara intensiviert. Solidarisch verhielt sich ebenfalls die Türkei nach dem schweren Zugunglück in der Nähe von Tempi, bei dem 57 Menschen ums Leben kamen. Das Nachbarland hatte umgehend bei der griechischen Seite kondoliert und ebenfalls Hilfe angeboten.
Am Mittwoch (22.3.) traf sich in Ankara der Staatssekretär des griechischen Außenministeriums Konstantinos Fragkojannis mit dem dortigen stellvertretenden Außenminister Burak Akçapar. Dieses Gespräch war der Auftakt für die vierte Gesprächsrunde zu insgesamt 25 verschiedenen Themenschwerpunkten. Diese betreffen etwa die Zusammenarbeit auf den Gebieten Tourismus, Unternehmertum, Energie, Transport und Telekommunikation. Außerdem hatte Fragkojannis auch eine Unterredung mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu. Zuvor hatte am Montag (20.3.) Außenminister Nikos Dendias in Brüssel eine ca. 30-minütige Unterredung mit seinem türkischen Amtskollegen. Im Anschluss war von einem „konstruktiven Gespräch unter Freunden“ die Rede. (Griechenland Zeitung / jh)