„Es sind keine Naturkatastrophen erforderlich, damit wir unsere bilateralen Beziehungen verbessern.“ Diese Einschätzung vertrat am Sonntag (12.2.) der griechische Außenminister Nikos Dendias gegenüber seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu, der dies bekräftigte.
Getroffen hatten sich die beiden auf dem Flughafen von Adana in der Nähe der türkischen Erdbebenregion. Vor laufenden TV-Kameras umarmten sich die beiden Amtskollegen und stimmten überein, wie wichtig es sei, sich „gegenseitig zu helfen“. Man dürfe nicht auf ein weiteres Erdbeben warten, damit sich die bilateralen Beziehungen verbessern. Einig war man sich auch darin, dass bilaterale Differenzen mittels eines Dialogs gelöst werden müssten.
Außenminister Dendias (l.) und sein türkischer Amtskollege Cavusoglu.
Gemeinsame Rettungsaktion
Dendias ist der erste Außenminister Europas, der die Region, die am vorigen Montag (6.2.) von einem heftigen Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Richterskala erschüttert wurde, besuchte. Auf internationaler Ebene war lediglich der Außenminister Aserbaidschans eher in der Türkei eingetroffen.
Vor Ort hat Dendias auch griechische, österreichische und niederländische Rettungskräfte besucht, die in den Trümmern nach Überlebenden suchen. Gemeinsam gelang es diesen Helfern, mehr als 200 Menschenleben zu retten. Bisherigen Schätzungen zufolge soll das Erdbeben allein in der Türkei an die 30.000 Menschenleben gefordert haben. Auf der syrischen Seite der Grenzregion gibt es tausende weitere Opfer.
Treffen mit Mitgliedern der Rettungskräfte
„Umarmung für unsere Brüder“
Der Besucher aus Griechenland brachte auch das Beileid der griechischen Regierung für die Familienmitglieder der Opfer zum Ausdruck. Premierminister Kyriakos Mitsotakis hatte zuvor festgestellt: „Es mag sein, dass wir politische Differenzen haben, die griechische und die türkische Bevölkerung sind jedoch befreundet.“ Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou erinnerte an den Einsatz der griechischen Rettungskräfte: Durch deren Arbeit sei man „mit Stolz erfüllt“. Auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus, der in Istanbul seinen Amtssitz hat, meldete sich zu Wort. Er sprach von einer „Umarmung der Liebe für unsere Brüder, die vom Erdbeben auf die Probe gestellt werden.“ (Griechenland Zeitung / eh)