Am Mittwoch (9.11.) wird der Arbeitsalltag in Griechenland mehr oder weniger still stehen. Grund ist ein 24-stündiger Streik der Dachgewerkschaften Öffentlicher Dienst (ADEDY) und der Privatangestellten (GSEE). Daran werden sich zahlreiche weitere Gewerkschaften beteiligen, darunter auch die kommunistische PAME.
Landesweit Demonstrationen
Die Hauptkundgebung wird um 11 Uhr am Athener Klafthmonos-Platz durchgeführt. PAME-Mitglieder wollen sich separat um 10.30 Uhr an der Panepistimiou-Straße treffen, die sich ebenfalls im Zentrum der Hauptstadt befindet. Auch in weiteren größeren Städten des Landes werden Protestaktionen durchgeführt. So etwa werden sich Rentner auf der Insel Naxos um 11 Uhr am Platz vor dem alten Rathaus am Strand treffen, um gegen die Teuerung zu demonstrieren. Um 10.30 Uhr werden Geschäftsinhaber und Besitzer kleinerer Unternehmen dazu aufgerufen, sich an der Hauptdemo am zentralen Platz der nordgriechischen Stadt Kozani zu beteiligen. Im mittelgriechischen Larissa wird um 10 Uhr eine Protestaktion am zentralen Platz durchgeführt. Gewerkschafter aus Grevena, Kastoria, Kozani und Florina schätzten ein, dass etwa 17 Prozent der Bevölkerung des Landes von extremer Armut bedroht sind; etwa 70 Prozent der Arbeitnehmer hätten bereits den Kauf von Lebensmitteln eingeschränkt.
Aufruf zum Streik
Gegen die gravierende Teuerung
Der Protest richtet sich in erster Linie „gegen die Teuerung“ und „Dschungel-Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt“. Gefordert werden die Erhöhung des Mindestlohnes und die Wiedereinführung der Rahmenkollektivverträge.
Die ADEDY moniert etwa, dass die eingeschlagene Politik „die Reichen reicher mache und die Armen ärmer“. Dabei wird darauf hingewiesen, dass es seit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise (also seit 2010, Anm. d. Red.) keine Gehaltserhöhungen mehr gegeben habe. Vielmehr seien die Gehälter um bis zu 40 Prozent gekürzt worden; auch das 13. und 14. Monatsgenalt seien abgeschafft worden.
Es ist zu erwarten, dass sich auch Mitarbeiter der Finanzämter, Schulen und Gemeinden an dem Streik beteiligen werden. Auch das Personal von staatlichen Krankenhäusern wird in den Ausstand treten. Am Ausstand beteiligen sich zudem zahlreiche Journalistenverbände.
Streik bei den Verkehrsmitteln
Vor allem werden auch die Mitarbeiter öffentlicher Verkehrsmittel auf die Barrikaden gehen. Um der Bevölkerung den Zugang zu den Kundgebungen zu ermöglichen, wird allerdings die Athener Elektrobahn ISAP zwischen 9 und 17 Uhr verkehren. Das gleiche gilt für die U-Bahn (Attiko Metro) zwischen 9.30 und 15 Uhr. Die blauen Stadtbusse sowie die Oberleitungsbusse werden von 9 bis 21 Uhr im Einsatz sein. Die Züge der Straßenbahn (Tram) werden zwischen 8 und 22 Uhr rollen. Die Eisenbahnen verkehren von 9 bis 17 Uhr. Das gleiche gilt für die Vorortbahn Proastiakos, die Athen mit dem internationalen Flughafen „Eleftherios Venizelos“ verbindet.
In den Ausstand treten jedoch auch die Taxi-Betreiber. Völlig unterbrochen wird der Fährverkehr: alle Schiffe werden ganztägig in den Häfen vor Anker bleiben. An dem Streik beteiligen sich außer den Seemännern auch die Hafenarbeiter von Piräus. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)