Am Sonntag (9.10.) stattete Außenminister Nikos Dendias Ägypten einen offiziellen Besuch ab. Besprochen wurden die bilateralen strategischen Beziehungen, die Situation im Östlichen Mittelmeer sowie in Libyen. Ausschlaggebend für diesen Besuch war eine Absichtserklärung, die Ankara kürzlich mit Tripolis unterzeichnet hatte.
In dieser ist u. a. vorgesehen, dass beide Staaten im östlichen Mittelmeer nach Erdgasvorkommen suchen wollen. Übergangen werden dabei die souveränen Rechte Griechenlands und Ägyptens in der Region, vor allem was die Ausschließlichen Wirtschaftszonen dieser Länder betrifft.
Während eines Treffens zwischen Dendias und seinem Amtskollegen Samih Schukri wurde darauf hingewiesen, dass Griechenland und Ägypten eine „Brücke“ zwischen Afrika und Europa sowie zwischen Europa und der arabischen Welt bilden. In diesem Rahmen würde Athen Kairo auch in EU-Fragen unterstützen. Leider führe diese Brücke über „unruhige Gewässer“, resümierte Dendias. Bezogen war dies auf provokative Aktivitäten der Türkei im östlichen Mittelmeer sowie eine instabile politische Situation in Libyen. Sowohl Dendias als auch Schukri setzten sich für die Durchführung von Parlamentswahlen in Libyen ein, das von einer Übergangsregierung verwaltet wird. Der Außenminister aus Athen erinnerte daran, dass sein Land im vergangenen Jahr die griechische Botschaft in Tripolis wieder eröffnet hatte und dass Hellas humanitäre Projekte in Libyen finanziere. Gemeinsames Ziel sei es, das Land zu unterstützen, damit es ein „funktionsfähiger Staat und das Mittelmeer wieder ein friedliches und stabiles Meer“ werde.
Was die zwischen Ankara und Tripolis vereinbarte Absichtserklärung betreffe, so sprach Dendias von einer „juristischen Unverschämtheit“. Man könne nicht einfach eine phantasievolle Landkarte erstellen und über Ausschließliche Wirtschaftsrechte verhandeln, die einem nicht zustünden, sagte der Chefdiplomat aus Athen. Dabei warf der Außenminister Ankara vor, die Situation in Libyen auszunutzen.
Bereits 2019 hatten beide Länder ein Abkommen über angebliche Seegrenzen im östlichen Mittelmeer geschlossen. Die begründeten Ansprüche Griechenlands oder auch Zyperns wurden dabei ignoriert. Dendias verwies darauf, dass das besagte Abkommen sowohl von der EU – insbesondere auch von Deutschland, Frankreich und Italien – sowie von den USA verurteilt worden sei.
Griechenland und Ägypten, die selbst eine bilaterale Seegrenze vereinbart haben, betonten, dass sie „nichts fordern“ würden, was ihnen nicht zustünde. Vor allem halte man sich an das internationale Recht. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)