Bis 2030 soll es in der EU 100 sogenannte „Smart Cities“ geben, darunter sind neun deutsche und sechs griechische Städte. Es handelt sich dabei um urbane Zentren, die digitale Innovationen in ihrer Verwaltung und Infrastruktur implementieren, um das Stadtleben fortschrittlicher, effizienter und grüner zu gestalten.
Um Erfahrungen und bewährte Praktiken auszutauschen, veranstaltete die Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer in dieser Woche ein Webinar, bei dem Vertreter einiger Smart Cities zu Wort kamen.
Konzepte auf die Städte zugeschnitten
Die digitale Transformation der Städte sei ein essentieller Schritt, um Europa weiterzuentwickeln, erklärt der griechische Staatssekretär im Ministerium für E-Government, Theodoros Livanios. In Hellas könne man einen Aufbaufonds in Höhe von 90 Millionen Euro nutzen, um Städte in diesem Sinne zu fördern. Für jede Stadt, die zur Smart City werden möchte, werde ein Plan erarbeitet, der individuelle Bedürfnisse berücksichtige. Großstädte wie Athen könnten ein intelligentes System zur Parkplatzsteuerung bestens gebrauchen, für eine kleinere Stadt wie Trikala in Thessalien wäre das unnötig, so der Regierungspolitiker.
Doch gerade in Trikala, so berichtete Bürgermeister Dimitris Papastergiou, setze man so manches Konzept auf dem Weg zur Smart City um. In seiner Stadt setzte man den Fokus auf die Digitalisierung verwaltungstechnischer Aufgaben. Seine Stadt werde inzwischen komplett papierlos verwaltet: Anträge, Verträge, Urkundenübermittlungen – alles laufe online. Auch kleinere Innovationen würden den Alltag der Bürger erleichtern: So etwa sind alle Sportplätze mit einem elektronischen Buchungssystem ausgestattet. Wer beispielsweise mit seinen Freunden eine Runde Basketball spielen möchte, kann sich bequem online den Sportlatz reservieren und zur entsprechenden Uhrzeit kostenlos und ungestört Sport treiben.
Gezielte Problemlösungen
Auch andere Vertreter von Smart Cities stellten ihre Konzepte vor, darunter Panagiotis Simandirakis, Bürgermeister von Chania auf Kreta. Hier gab es früher vor allem zwei gravierende Probleme, die die BürgerInnen unzufrieden stimmten: Das System des Straßenverkehrs war unübersichtlich, bürokratische Abläufe zogen sich oft sehr in die Länge. Durch digitale Konzepte konnten beide Problemfelder gelöst werden: Ein Verkehrssystem managt nun Ampeln, Verkehrsschilder und Blitzer automatisch und kann gezielt auf äußere Umstände reagieren. Für Vorgänge beim Bürgerservice gebe es nun eine eigene Plattform im Internet, über die fast alles geregelt werde: von der Beantragung eines Ausweises bis zum Bezahlen eines Knöllchens.
In einer Sache waren sich alle Redner einig: Wichtig sei im Prozess der Digitalisierung vor allem, auf das Feedback der betroffenen BürgerInnen zu achten. Die Wünsche und Probleme aller Generationen müssten berücksichtigt werden, nur so würden Veränderungen auch bereitwillig angenommen. Unter dem Strich hieß es, dass man viele neue Impulse erhalten habe. Vor allem auch wurde deutlich, dass die digitale Optimierung unserer Gesellschaft kein Wettstreit unter den Städten ist, sondern vielmehr auf Kooperationen basiert.
(Griechenland Zeitung / Leon Zorn)