In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (2./3.2.) ist gegen 2.45 Uhr der frühere Staatspräsident Christos Sartzetakis (1985-1990) im Alter von 92 in einem Athener Krankenhaus verstorben. Er lag auf der Intensivstation mit einer Lungenentzündung. Im Parlament wurde ihm zu Ehren eine Schweigeminute eingelegt.
Sartzetakis war vom Beruf Richter. Während seiner Karriere hat er u. a. die Ermordung des Parlamentariers Grigorios Lambrakis behandelt, was ihm internationale Anerkennung einbrachte. U. a. wird er auch in dem bekannten Film „Z“ von Kostas Gavras als Vorbild der Unabhängigkeit der Justiz und der Zivilcourage dargestellt, als eine Person, die sich gegen Druck auf politischer Ebene stark machte.
Als weiteres Beispiel für seine juristische Integrität gilt seine Weigerung, den Terroristen der Rote Armee Fraktion (RAF) Rolf Pohle nach Deutschland auszuliefern. Sartzetakis begründete dies damit, dass die Aktivitäten von Pohle einen politischen Hintergrund gehabt hätten, und dass er aus diesem Grund nicht ausgeliefert werden könne, da dies nicht mit der griechischen Verfassung zu vereinbaren sei. Gegen Sartzetakis und zwei weitere Richter wurden anschließend Disziplinarmaßnahmen eingeleitet. Pohle wurde 1976 nach einer Intervention aus Bonn und einer Neubesetzung des Gremiums schließlich doch noch nach Deutschland ausgeliefert.
Während der siebenjährigen Militärjunta (1967-1974) war Sartzetakis in Griechenland zwei Mal verhaftet und gefoltert worden. Erst im Jahr 1971 wurde er auf internationalen Druck freigelassen. Seine Arbeit als Richter konnte er jedoch erst nach dem Sturz der Junta im Jahr 1974 wieder aufnehmen.
Als Staatspräsident wurde er wegen seinem strengen Festhalten an der griechischen Verfassung bekannt. Diese setzte er vor allem während der turbulenten politischen Jahre 1989 und 1990 durch, als keine Partei eine absolute Mehrheit für sich gewinnen und regieren konnte. Für das Amt des Staatspräsidenten war er von der sozialistischen PASOK vorgeschlagen worden; alle Parlamentsparteien aus dem linken politischen Spektrum votierten für ihn.
Sartzetakis ist im Jahr 1929 in Thessaloniki zur Welt gekommen. Sein Vater stammte jedoch aus Chania auf Kreta und seine Mutter aus Florina. Sein Studium hatte er in Thessaloniki begonnen und in Paris fortgesetzt. Er war verheiratet und hatte eine Tochter. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)