Die von Hellas geforderte Rückgabe der Parthenon-Skulpturen rückte in den letzten Tagen verstärkt in den Vordergrund. In einem Interview für das konservative britische Traditionsblatt „The Mail on Sunday“ appellierte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis an seinen Amtskollegen Boris Johnson, dass man den Moment nutzen müsse, damit der Parthenon-Fries nach Athen zurückkehren könne.
Bereits in der vorigen Woche hatte Mitsotakis bei einem Treffen mit Johnson das Thema angesprochen. Letzterer hatte das allerdings mit der Bemerkung abgetan, dass nur das British Museum, das als Besitzer dieser Kunstwerke fungiere, eine solche Entscheidung treffen könne.
Mehrheit der Briten für Rückgabe
Obwohl sich Johnson damit jeder Verantwortung entzogen hatte, ließ dieses Statement in Griechenland gewisse Hoffnungen aufkeimen, dass es vielleicht doch schon bald zu einer Lösung kommen könnte. Mitsotakis hatte nach der Begegnung in der Londoner Downing Street den Eindruck vermittelt, dass Johnson dem Thema gegenüber offen sei. Nicht zuletzt habe dieser erklärt, dass der antike Athener Staatsmann Perikles (um 490 v. Chr. - 429 v. Chr.) zu seinen persönlichen Helden zähle. Dabei erinnerte Mitsotakis daran, dass diese Skulpturen im „Goldenen Zeitalter des Perikles“ vom hellenischen Bildhauer Phidias geschaffen wurden und erst Anfang des 19. Jahrhunderts während der osmanischen Fremdherrschaft vom britischen Diplomaten Lord Elgin entfernt und nach London gebracht wurden.
Gleichzeitig würdigte Mitsotakis andererseits, dass die Briten vor 200 Jahren den griechischen Freiheitskampf gegen das osmanische Reich unterstützt hatten. Um eine Alternative anzubieten, schlug er ein Tauschgeschäft vor: Sein Land sei bereit, antike Ausstellungsstücke aus dem Athener Nationalmuseum, die das Land „noch nie verlassen“ hätten, dem British Museum für eine Sonderausstellung als Leihgabe zur Verfügung zu stellen.
Mitsotakis verwies außerdem auf eine Umfrage, die von der britischen Zeitung „The Telegraph“ veröffentlicht worden war: Demnach vertreten 56 % der Briten die Meinung, dass diese Skulpturen in Hellas ausgestellt werden müssten. Lediglich 20 % der worden war Befragten vertraten die Auffassung, dass diese Altertümer in Großbritannien bleiben müssten.
Mehrheit der Briten für Rückgabe
Über das Gespräch mit Johnson informierte der Regierungschef auch Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou, die ihrerseits die Arbeit der früheren Kulturministerin Melina Merkouri würdigte, die sich in den 80er Jahren für die Rückkehr der berühmten Marmorskulpturen eingesetzt und dies als „nationale Forderung“ bezeichnete hatte. Außerdem hob die Präsidentin hervor, dass auch die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) das Recht Griechenlands anerkenne, die Parthenon-Skulpturen zurück zu fordern. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)