Am 17. Juni jährte sich das „Abkommen von Prespa“, auf dessen Basis eine Namensänderung der „Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien“ in „Republik Nordmazedonien“ erfolgte, zum dritten Mal. Vorangegangen war ein fast 30-jähriger Konflikt mit Griechenland, der als „Namensstreit“ in die Geschichte einging.
Das Auslandsbüro für Griechenland und Zypern der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und die Griechische Stiftung für Europäische- und Außenpolitik (ELIAMEP) stellten anlässlich des dritten Jahrestages des Abkommens zur Beilegung des Namensstreites zwischen Griechenland und Nordmazedonien die Ergebnisse einer Umfrage unter dem Motto „Die Aussichten des Prespa-Abkommens“ vor. Erstellt wurde diese von zwei Meinungsforschungsinstituten aus beiden Ländern. Darin wurde die Bevölkerung beider Seiten befragt, wie sie aktuell zu dem Abkommen steht und welche Entwicklungen man sich für die Zukunft wünscht.
Zwischen „schädigend“ und „vorteilhaft“
„Es ist immer noch ein sehr sensibles Thema“, betont Dr. Ioannis Armakolas, Leiter des Südosteuropa-Programms der ELIAMEP. Immerhin spielten die Identität und das Heimatgefühl eine große Rolle. So erklärten 36 Prozent der griechischen Umfrageteilnehmer, dass dieses Abkommen „schädigend“ sein – genauso viele bezeichnen es allerdings mit dem Attribut „vorteilhaft“. Der Rest der Teilnehmer steht dem Thema „neutral“ gegenüber. Allerdings hätten sich in Griechenland mehr als sechs von zehn Teilnehmern (61 Prozent) eine Kompromisslösung ohne den Begriff „Mazedonien“ gewünscht. Der Grund dafür ist darin zu suchen, dass in Hellas nach der Unabhängigkeitserklärung der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien im Jahre 1991 die Befürchtung aufkam, dass der neu gegründete Staat auf die griechische Region Makedonien territoriale Ansprüche erheben könnte. Auffällig ist, dass vor allem Griechinnen und Griechen im mittleren Alter vehement für eine komplette Namensänderung plädieren. Ähnlich verhalten sich auch die Bürger aus Nordmazedonien. Daniel Braun, Leiter des dortigen Auslandsbüros der KAS, erklärt: „Viele sprachen sich für das Abkommen aus, um den EU-Beitritt zu beschleunigen.“ Doch dies werde aufgrund des fortlaufenden Konfliktes dieses Landes mit Bulgarien zunächst auf Eis gelegt: Sofia machte von seinem Vetorecht Gebrauch – Nordmazedonien müsse sich erst zu seinen „bulgarische Wurzeln“ bekennen, bevor es der EU beitreten dürfe, so die dortige Argumentation.
„Auf Druck ausländischer Mächte“
Bemerkenswert ist auch, dass knapp vier von zehn der befragten Griechinnen und Griechen (etwa 38 Prozent) der Aussage, dass Nordmazedonien ohne das Prespa-Abkommen von der ganzen Welt schlicht und bündig als „Mazedonien“ bezeichnet werden würde, nicht zustimmen. Hierzulande sprechen noch immer viele entweder von der „FYROM“ (Abkürzung für „Former Yugoslav Republic of Macedonia“) oder schlichtweg von „Skopje“, wie die dortige Hauptstadt heißt.
Eine gewisse Einigkeit herrscht in beiden Ländern darüber, dass dieses Abkommen „durch den Druck ausländischer Mächte“ zustande gekommen sei. Auf beiden Seiten glauben das fast 45 Prozent der Befragten.
Unter dem Strich scheinen die Bewohnerinnen und Bewohner beider Länder auch drei Jahre nach Vertragsschließung noch gemischte Gefühle zu haben. „Ich würde in der Zukunft gerne ein Follow-Up sehen“, sagt Prof. Ivan Damjanovski, der für das Institute for Democracy „Societas Civilis“ forscht. Die erfolgte Dokumentation über die Wünsche und Meinungen bezüglich des Abkommens sei ihm zufolge aber „ein wichtiger Meilenstein“.
Melis Ntente