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Entlassungen und Einstellungen in Griechenland Tagesthema

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Entlassungen und Einstellungen in Griechenland
Die Regierung will in den kommenden Tagen knapp 10.000 Staats- diener in die Arbeitsreserve schicken. Vielen von ihnen droht – nach einer Übergangsfrist – faktisch die Entlassung. Der Protest der Gewerkschaften hält sich derzeit in Grenzen. Vielleicht nicht nur, weil der Ferienmonat August begonnen hat … Inmitten des traditionellen Ferienmonats August krempelt die Regierung in Athen die Ärmel hoch: Es heißt immer noch, unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen.
e Maßnahmen durchzusetzen. Am Donnerstag hat das Parlament eine Gesetzesnovelle genehmigt, die Entlassungen im Staatssektor vereinfacht. Die jeweiligen Ministerien haben von nun an die Möglichkeit, staatliche Träger abzuschaffen, ohne dass vorher im Parlamentsplenum darüber abgestimmt werden muss.

Linke sprechen von „Putsch"
In der wegen der Sommersessionen verkleinerten Vollversammlung votierten für den Entwurf 52 Abgeordnete, 39 stimmten mit „Nein" und fünf haben sich ihrer Stimme enthalten. Aus den Reihen der Regierung Samaras, die sich aus Konservativen (ND) und Sozialisten (PASOK) zusammensetzt, gab es keine Abweichler. Mitglieder der Demokratischen Linken, die bis Juni noch das Koalitionskabinett mitgetragen haben, stimmten mit „anwesend". Die Opposition stellte sich mit scharfen Tönen gegen die Gesetzesnovelle; in den  Reihen des Radikalen Linksbündnisses (SYRIZA) war die Rede von einem „Putsch".

Angst vor Arbeitslosigkeit
9.820 Staatsdiener werden in diesen Tagen offiziell darüber informiert werden, dass sie in die Arbeitsreserve geschickt werden. Viele von ihnen werden aufgrund des Ferienmonats August vielleicht bereits an einem Strand liegen oder sich gerade im Dorf ihrer Verwandten ausruhen. Falls sie in die Arbeitsreserve geschickt werden, bedeutet das zunächst, dass sie ihren bisherigen Job verlieren. Für weitere acht Monate werden sie etwa 70 Prozent ihres bisherigen Gehaltes erhalten. Wenn für sie in diesem Zeitraum kein anderer  Posten im Öffentlichen Dienst gefunden wird, müssen sie sich im kommenden Frühling arbeitslos melden. Um einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden – sie betrug im ersten Quartal des Jahres 27,4 Prozent – versucht die Regierung, möglichst viele Stellen im Staatssektor zu finden, wo neue Arbeitskräfte benötigt werden. Die Auswahl des Personals soll nach konkreten Kriterien erfolgen.

Selbst Ärzte sind betroffen
Die meisten zu versetzenden Staatsdiener stammen aus dem Innenministerium (3.000) sowie dem Gesundheitsministerium (1.500). Darunter befinden sich auch zahlreiche Ärzte, die in Krankenhäuser versetzt werden, die an Personalmangel leiden. Andere Krankenhäuser, vor allem in Athen, sollen schließen bzw. zusammengelegt werden. Der rechtskonservative Gesundheitsminister Adonis Georgiadis hat immerhin versichert, dass keine Ärzte entlassen würden. Jedoch wurde das Kontingent der Arbeitsreserve in seinem Ministerium innerhalb von nur wenigen Wochen um 275 Personen erhöht. Von der Arbeitsreserve verschont werden Angestellte des Öffentlichen Dienstes, die viele Kinder haben oder Personen mit Behinderung pflegen; bei verheirateten Paaren wiederum darf nur ein Partner betroffen sein.

Kleine Protestwelle
Als Protest gegen diese Maßnahmen hat die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst ADEDY am Freitag (2.8.) in Attika zu einem 24-stündigen Streik aufgerufen. Am Vormittag wurde vor dem Ministerium für Verwaltungsreform demonstriert (siehe unser Foto). Der Widerstand gegen die Regierungspolitik und die Beteiligung an den Protesten ist jedoch deutlich schwächer als noch vor drei Jahren, als sich die Finanz- und Wirtschaftskrise erstmals richtig bemerkbar machte. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass bereits der Ferienmonat August begonnen hat. Andererseits hat es den Anschein, dass viele Bürger einfach müde geworden sind bzw. resigniert haben. Viele bauen wohl auch darauf, dass die Regierung die Maßnahme der Arbeitsreserve nach einem konkreten Plan und möglichst gerecht umsetzen wird. Durch gezielte Versetzungen besteht darüber hinaus die Chance, dass der Staatsapparat besser funktioniert als bisher.

Erste Feuertaufe
Die erste Feuertaufe hinsichtlich objektiver Aufnahmekriterien erfolgt mit der Besetzung des neuen staatlichen Rundfunks, Fernsehens und Internets  NERIT. Vor knapp zwei Monaten hatte die Regierung über Nacht den bisherigen staatlichen Radio- und Fernsehsender ERT geschlossen. Von einem Tag auf den anderen wurden mehr als 2.600 Angestellte arbeitslos. Am Freitag (2.8.) lief die Frist für die Abgabe von Anträgen für 589 Stellen ab. Bis Donnerstag hatten rund 4.500 Interessierte ihre Unterlagen eingereicht. In den kommenden Tagen sollen weitere 1.400 Stellen ausgeschrieben werden. Nun liegt der Ball bei den Verantwortlichen, parteipolitisch motivierten  Einstellungen – wie sie bisher sehr häufig waren – den Rücken zu kehren und bei NERIT tatsächlich die qualifiziertesten und motiviertesten Bewerber zu übernehmen: Die Auswahl ist schließlich groß genug.

Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi

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