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Erstmals in großer Koalition: Neues Kabinett in Griechenland Tagesthema

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Erstmals in großer Koalition: Neues Kabinett in Griechenland
Griechenland hat seit Montag ein neues Regierungskabinett – und erstmals seit der Wiederherstellung der Demokratie in Griechenland nach der Militärjunta (1967-1974) ist damit eine Große Koalition am Ruder. Gebildet wird sie von der konservativen Nea Dimokratia (ND) und der sozialistische PASOK. Nötig geworden war die am Montagabend erfolgte Kabinettsumbildung durch das Ausscheiden der Demokratischen Linken (DIMAR) am Donnerstag voriger Woche. Vorangegangen war die plötzliche Schließung der staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt ERT durch Regierungschef Antonis Samras, womit sich die DIMAR-Genossen nicht abfinden konnten. Die Koalition aus ND und PASOK verfügt über eine relativ knappe Mehrheit von 153 Sitzen (von 300) im Parlament, kann jedoch bei wichtigen Entscheidungen auch auf die Unterstützung von mindestens zwei unabhängigen Abgeordneten rechnen.
gigen Abgeordneten rechnen. Überdies hat die DIMAR erklärt, dass sie die neue Regierung unterstützen und keine Neuwahlen provozieren werde.

Sozialisten sind prominent im Kabinett vertreten

Das Kabinett II unter Samaras hebt sich vor von seinem Vorgänger vor allem dadurch ab, dass die frühere Volkspartei PASOK aktiv mit prominenten Funktionären in der Regierungsmannschaft vertreten ist. Der PASOK-Vorsitzende Evangelos Venizelos übernimmt in Personalunion das Amt des stellvertretenden Regierungschefs und des Außenministers. Elf weitere Sozialisten werden ebenfalls Regierungsverantwortung übernehmen. Ursprünglich hatte die PASOK sechs der insgesamt 19 Ministerien gefordert, musste sich schlussendlich aber mit vier zufriedengeben. Zur Erinnerung: Bei den letzten Parlamentswahlen vor einem Jahr lag ihr Stimmanteil bei 12,28 Prozent, jener der ND bei 29,66 Prozent.

Heiße Kohlen aus dem Feuer holen

Nur wenige Ministerien blieben personell unverändert, etwa die Ministerien für Finanzen, Arbeit, Tourismus, Öffentliche Ordnung und Makedonien-Thrakien. Vor dem neuen Kabinett liegen gewaltige Aufgaben, die von einer wirklichen Koalition wohl besser zu lösen sind, als von einer Einparteienregierung. Dazu zählt vor allem die Durchführung von Reformen. Dafür unmittelbar verantwortlich zeichnet künftig Kyriakos Mitsotakis (ND), Sohn des ND-Ehrenvorsitzenden Konstantinos Mitsotakis. Der Kreter soll nun als Minister für die Reformierung der Öffentlichen Verwaltung heiße Kohlen aus dem Feuer holen, vor allem was die Reduzierung der Beamten betrifft, die die internationalen Geldgeber (Troika) fordern. Der ehemals der rechtspopulistischen Orthodoxen Volksammlung (LAOS) angehörende Adonis Georgiadis hat ebenfalls keine leichte Aufgabe. Als neuer Gesundheitsminister sieht er sich u. a. bei der Allgemeinen  Versicherungskasse EOPYY  mit einem Finanzloch von einer Milliarde Euro für das laufende Jahr konfrontiert.

Journalist für Radio- und Fernsehen zuständig

Staatssekretär für den Öffentlichen Rundfunk – ein bisher nicht vorgesehener Posten, der erst im Zuge der ERT-Auflösung notwendig geworden ist – wurde der Journalist Pantelis Kampsis. Er soll nun den neuen staatlichen Sender NERIT aus der Taufe heben. In einer ersten Stellungnahme meinte er, dass die ehemaligen ERT-Angestellten „Teil der Lösung“ sein müssten.
Es ist das erste Mal in der Geschichte des griechischen Staates seit 1974, dass die ehemals „verfeindeten“ politischen Lager der Konservativen und der Sozialisten eine gemeinsame Regierung bilden. Sie haben nun gemeinsam die Aufgabe übernommen, das Land aus der Krise zu führen. Schließlich tragen beide Parteien, die das Land abwechselnd über fast vier Jahrzehnte regierten, für die jetzige Lage einen Großteil der Verantwortung. Sie werden jetzt vor allem den Internationalen Geldgebern (Troika) beweisen müssen, dass es ihnen mit den anstehenden Reformen ernst ist. Dass einige neue, unverbrauchte Politiker auf wichtige Positionen des neuen Kabinetts gesetzt wurden, ist ein gutes Zeichen. Andererseits wird von den Märkten und den Partnern wohl auch positiv registriert werden, dass es keine personellen Veränderungen im Finanzministerium gibt; dort hat Jannis Stournaras, der sich im letzten Jahr international einen guten Ruf erarbeitet hat, weiterhin das Sagen.
Wenn das neue Kabinett keine Zeit verliert und vom ersten Tag an Entschlossenheit demonstriert, könnten sich nach der Regierungskrise Ende der vorigen Woche durch das Ausscheiden der DIMAR neue Perspektiven für das Land ergeben.

Opposition kritisiert Koalitions-Kabinett

Auf die Regierungsumbildung vom Montag haben alle Oppositionsparteien naturgemäß kritisch reagiert. Vor allem machten sie auf die bisher „erfolglose Memorandums-Politik“ aufmerksam. Die größte Oppositionspartei im griechischen Parlament, das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA), sieht eine weitere Zuspitzung der Spar- und Reformpolitik voraus. Die neue Regierung sei bereits jetzt im Absturz. Die Regierungsumbildung sei lediglich der „Anfang vom Ende“. 
Der Vorsitzende der rechtspopulistischen „Unabhängige Griechen“ Panos Kammenos erklärte, dass die internationalen Geldgeber (Troika) in Wirklichkeit die Macht über die Minister und den Ministerrat hätten. Kammenos machte auch auf die Tatsache aufmerksam, dass die sozialistische PASOK, die in jüngsten Meinungsumfragen nur mehr etwa 4 % der Wählerstimmen erhält, nun Koalitionspartner der Regierung Samaras geworden sei.  
Die kommunistische Partei (KKE) rief ihrerseits das griechische Volk dazu auf, keiner Regierung zu vertrauen und Widerstand zu leisten. Die faschistische Chryssi Avgi gipfelte in den Worten: „Die ND übergibt der sündenhaften PASOK die Schlüssel des Landes.“

Reibungen innerhalb der PASOK

Im Inneren der PASOK stieß die Entscheidung, sich mit der konservativen Nea Dimokratia zu einer Koalitionsregierung zusammen zu schließen, auf heftige Kritik. Der Flügel der „Linken Initiative“ der PASOK zieht nach den jüngsten Entwicklungen in Betracht, aus der Partei auszutreten. Die Entscheidung des Parteivorsitzenden Evangelos Venizelos, gemeinsam mit der konservativen Nea Dimokratia (ND) von Ministerpräsident Antonis Samaras zu regieren, verletze Entscheidungen, die auf der letzten Konferenz der PASOK getroffen wurden, moniert die „Linke Initiative“. Das Mitglied des Politischen Rates der PASOK Michalis Karchimakis fragte sich bereits, worin sich die PASOK nun noch „von den Rechten“ unterscheide.
Unterdessen hat der Vorsitzende der Demokratischen Linken (DIMAR) Fotis Kouvelis, der bis Donnerstag voriger Woche noch die damalige Dreiparteienregierung unter Samaras mitgetragen hat, erklärt, dass seine Partei die europäische Zukunft Griechenlands unterstützen werde. Er verteidigte auch die Durchführung weiterer Reformen. Andere Mitglieder der DIMAR stellten fest, dass man im Parlament Gesetzesnovellen, die man für richtig halte, unterstützen werde. (Text: Griechenland Zeitung eh/sr, Foto: Eurokinissi. Die Aufnahme zeigt Samaras, r., mit seinem neuen Vize-Regierungschef Venizelos)

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