Nach seinem Sieg bei den vorverlegten Parlamentswahlen meldete sich am Sonntagabend kurz vor 22 Uhr der neue Premierminister Kyriakos Mitsotakis in einer offiziellen Ansprache an die Bürger des Landes zu Wort.
Er kämpfe ab sofort für ein Land das sich entwickeln werde. Staatsmännisch stellte er fest: „Ich bin der Ministerpräsident aller Griechinnen und Griechen. Wir sind zu wenige, als dass wir gespalten sein könnten. Ich werde diesen schwierigen Auftrag, den Sie mir übertragen haben, erfüllen.“ Künftig, so Mitsotakis, werde man das Schicksal des Landes „in unsere eigenen Hände nehmen“. Er wandte sich auch an die Griechen im Ausland. Er forderte sie dazu auf, ihre Blick und Herzen nach Griechenland zu richten. Die Griechen seien mehr wert und man werde das jetzt in der Praxis beweisen.
Ab heute beginne „ein schwieriger, aber schöner Kampf“, so der künftige Regierungschef. „Wir werden das Leben jedes Griechen besser gestalten.“ Er kündigte an, dass das Parlament den ganzen Sommer über arbeiten werde, denn man habe keine Zeit zu verlieren. „Ab morgen ist der Himmel noch blauer und die Sonne scheint noch heller“, so Mitsotakis der als Vorsitzender der konservativen Nea Dimokratia beim Urnengang ins Rennen gegangen war.
SYRIZA in der Rolle der Oppositionspartei
Kurz zuvor hatte sich gegen 21.30 Uhr bereits der aus dem Amt scheidende Ministerpräsident Alexis Tsipras in einer Ansprache zu Wort gemeldet. Er konstatierte, dass Griechenlands Bürger an den Wahlurnen eine Entscheidung getroffen hätten, die man akzeptiere. Er bedankte sich bei allen Mitgliedern und Freunden seines Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA). Dieses werde ab sofort in der Rolle der stärksten Oppositionspartei weiterhin repräsentativ im Parlament vertreten sein. Vor viereinhalb Jahren „haben wir ein Land kurz vor dem Bankrott mit 28 Prozent Arbeitslosigkeit übernommen“, konstatierte er. Man übergebe jetzt ein Land, das 37 Milliarden Euro an Finanzreserven in den Staatskassen habe und das die "historisch niedrigsten Zinsen" für die Neuaufnahme von Krediten zahlen müsse.
Der bisherige Regierungschef erinnerte daran, dass SYRIZA in den Jahren vor der Regierungsübername 2015 eine Kleinpartei gewesen sei, die mit etwa vier Prozent der Stimmen stets um den Einzug ins Parlament bangen musste. Seine Partei habe sich seither stark entwickelt. „Wir haben gekämpft und viel erreicht“, sagte er. Man gebe erhobenen Hauptes die Regierungsgeschäfte ab. Das Land, das man nun übergebe, stehe in keinem Vergleich zu jenem Land, das man 2015 übernommen habe.
Tsipras räumte in seiner Wortmeldung aus dem Athener Zappeion-Palais ein, dass während seiner Regierungszeit auch Fehler gemacht wurden, doch er habe sein Ziel erreicht, dass das Land die Spar- und Reformprogramme (Memoranden) hinter sich gelassen habe. Seine Partei habe aus Fehlern gelernt und werde „ab morgen mit mehr Erfahrung die Arbeit der Opposition übernehmen“. Als größte Oppositionspartei werde man sich für die Rechte der einfachen Menschen und sozial schwach gestellten Bevölkerungsschichten einsetzen und deren Rechte verteidigen. Wenn die Zeit dafür reif sei, werde SYRIZA wieder die Regierungsgeschäfte übernehmen, so Tsipras. (Griechenland Zeitung / jh)