Die Aufklärung der sogenannten „Novartis-Affäre“ schlägt hohe Wellen. Nun meldete sich auch die Vereinigung der Staatsanwälte zu Wort. In einer Pressemitteilung verwies sie darauf, dass sie ihre Verfassungspflicht unter schwierigen Umständen und bei vollkommener Unabhängigkeit leiste. In der gleichen Mitteilung kritisieren sie Politiker, die sich mit diversen Statements gegen die Arbeit der Staatsanwaltschaft richten würden.
Medikamente zu erhöhten Preisen
In der mutmaßlichen Bestechungsaffäre, in die das Pharmaunternehmen Novartis in Griechenland verwickelt ist, hat sich am Dienstag und Mittwoch auch der ehemalige Gesundheitsminister Andreas Loverdos mehrfach in der Öffentlichkeit geäußert. Ihm und fünf weiteren hochrangigen Politikern, darunter einem ehemaligen Ministerpräsidenten, wird vorgeworfen, von Novartis bestochen worden zu sein, um Medikamente auf dem griechischen Markt zu teureren Konditionen anzubieten, als auf dem Weltmarkt üblich.
Während der Amtszeit von Loverdos im Gesundheitsministerium (April 2011-Mai 2012) wurde im Pharmabereich eine neue Preisgestaltung durchgesetzt.
Die Staatsanwaltschaft untersucht vor allem jene Preise der Novartis-Medikamente Gilenya, Tasigna und Lucentis. Während einer Pressekonferenz beteuerte der einstige PASOK-Politiker Loverdos, dass es seinem Wunsch entspreche, wenn seine Parlamentsimmunität aufgehoben werde, damit der Zeitraum seiner damaligen Amtszeit untersucht werden könne. Nur so könne die Wahrheit ans Tageslicht kommen.
Loverdos bestreitet vehement Vorwürfe, wonach er Schmiergeld in Höhe von 200.000 Euro entgegen genommen haben soll. In einem Interview stellte der frühere sozialistische Minister fest, dass die Behörden kein nicht deklariertes Geld in seinem Besitz gefunden hätten, sprich: kein Schwarz- bzw. Bestechungsgeld.
„Politische Gegner austilgen“
Aus den Reihen der Bewegung der Veränderung (KinAl), der Loverdos heute angehört, war die Rede von einer Intrige, die die Regierung geschmiedet habe, um ihre politischen Gegner „auszutilgen“. Die konservative Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND), aus deren Reihen ebenfalls hochrangige Funktionäre wegen dieser Affäre unter Verdacht stehen, sprach von der „größten Intrige, die Griechenland je gesehen hat“. Die ND-Pressesprecherin Sofia Zacharaki vermutet gar, dass die Regierung den Novartis-Fall „in Panik“ ins Leben gerufen habe, um den Bürgerprotesten gegen die erzielte Lösung der Namensfrage der Republik Nordmazedonien den Wind aus den Segeln zu nehmen. (Griechenland Zeitung / eh)