Europäische Fragen, die internationalen Entwicklungen, aber auch der zunehmende Zuspruch für rechtspopulistische Parteien haben das Delphi-Wirtschaftsforum, das von Donnerstag bis Sonntag in Mittelgriechenland stattfand, dominiert.
Eingeladen waren internationale Persönlichkeiten aus den Bereichen Wirtschaft und Politik, darunter auch griechische Politiker wie Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos, Ministerpräsident Alexis Tsipras vom Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) und Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Nea Dimokratia (ND).
Allerdings haftete den Ansprachen der beiden Letzteren ein starker Beigeschmack von Wahlkampf an. Tsipras stellte fest, dass Griechenland „nach vorn schauen“ könne. Das Land habe sich seit seiner Regierungsübernahme im Januar 2015 bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt so verändert, dass es nicht wiederzuerkennen sei. Das gelte sowohl für die Finanzen des Landes als auch für die geostrategische Rolle, die es in der Region spiele. Er konzentrierte sich bei seinen Ausführungen vor allem auf die Lösung der Namensfrage des nördlichen Nachbarlandes, das jetzt Republik Nordmazedonien heißt. Er hob hervor, dass er dieses Land in Kürze in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident besuchen werde, wobei er von einer großen Unternehmerdelegation begleitet werde.
Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis
Mitsotakis wiederum sprach davon, dass er der erste Ministerpräsident Griechenlands sein werde, der das Land aus der Krise führe. Die Legislaturperiode der Regierung unter Tsipras endet offiziell im Oktober, Umfragen zufolge liegen die Konservativen mit gut zehn Prozentpunkten in der Wählergunst vorn.
Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso
Unverhoffte Rückendeckung erhielt Mitsotakis vom früheren EU-Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barroso. Dieser hob in Delphi zunächst hervor, dass die internationalen Märkte Griechenland mehr Vertrauen schenken würden als bisher. Dies liege einerseits daran, dass Tsipras den Kurs der ursprünglich von ihm eingeschlagenen Politik geändert habe. Die Zeiten, als er sich gegen Spar- und Reformauflagen ausgesprochen habe, seien vorbei. Barroso fügte aber hinzu, dass die Finanzmärkte größeres Vertrauen in die Zukunft Griechenlands setzen würden, weil sie einen Wahlsieg von Mitsotakis erwarten würden. Allerdings müsse sich auch dieser künftig streng an das Reformprogramm halten, so der einstige Kommissionspräsident, der inzwischen für Goldman Sachs tätig ist. (Griechenland Zeitung / eh)