Der Novartis-Fall zieht in Griechenland zu Beginn des neuen Jahres erhebliche Kreise. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde der frühere Regierungsberater Nikos Maniadakis auf dem Athener Flughafen festgenommen; sein Pass wurde eingezogen.
Der Gesundheitsprofessor und Technokrat ist einer von drei geschützten Zeugen in der Novartis-Affäre gewesen. Eigenen Angaben zufolge sei die Staatsanwaltschaft über seinem geplanten Umzug nach Madrid informiert gewesen. Diese Information konnte nicht bestätigt werden. Maniadakis muss sich nun für passive Bestechung verantworten. In einem Fernsehinterview hat er festgestellt, dass ihm von einem dritten Zeugen vorgeworfen worden sei, 120.000 Euro Schmiergelder angenommen zu haben. Maniadakis gilt als Experte im Pharmabereich und vor allem bei der Gestaltung des Preisgefüges. Zwischen 2010 und 2015 hat er mehrere Gesundheitsminister beraten. Außerdem hat er bei Verhandlungen als Mittler zwischen der Geldgeber-Troika und der Regierung fungiert. Maniadakis erklärt gegenüber der Presse, dass man ihm gegenüber Druck ausgeübt habe, um den früheren Ministerpräsidenten Antonis Samaras, den amtierenden Gouverneur der Bank von Griechenland Jannis Stournaras sowie den Vizepräsidenten der konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) Adonis Georgiadis zu belasten. Die Aussagen von Maniadakis haben zu einem besonderen Interesse auch in den USA geführt. Anfang Dezember hat er in Wien gegenüber dem FBI eine Aussage zu Protokoll gegeben; zugegen sollen auch Vertreter der griechischen Staatsanwaltschaft gewesen sein. Presseberichten zufolge sollen noch weitere derartige Vernehmungen stattgefunden haben, wo Maniadakis unter einem Decknamen fungierte. Auch der frühere Gesundheitsminister Panagiotis Kouroumblis (Januar – August 2015) meldete sich nun zu Wort. Er stellte fest, dass es einen „Skandal“ mit Novartis und anderen multinationalen Unternehmen in Griechenland gebe. Passive Bestechung von Ärzten seien Kouroumblis zufolge bekannt. Ob auch Politiker in solchen Fällen involviert gewesen sind, müsse die Justiz herausfinden, so der frühere Minister. (Griechenland Zeitung / eh)