Grund für die abermalige Proklamation von Wahlen sind die am Dienstag gescheiterten Gespräche über die Bildung einer Koalitionsregierung. Griechische Medien verglichen die Ereignisse des Dienstags vor allem mit einem „Schiffbruch“. Auch war die Rede davon, dass sich das Land „im roten Bereiche“ befinde und dass die Wahlen mit einem großen Risiko verbunden seien.
Gefahr des Austritts aus der
Eurozone
Staatspräsident Papoulias hatte bereits am
Sonntag die Befürchtung zum Ausdruck gebracht, dass dem
griechischen Bankensystem tatsächlich der Zusammenbruch drohen
könne. Der Vorsitzende der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND)
Antonis Samaras stellte fest, dass sowohl die Gegenwart als auch
die Zukunft des krisengeschüttelten Landes bedroht seien. Er
stellte zudem fest, dass Griechenland die schlimmste Zeit seit dem
Sturz der Junta durchlebe. Zudem warnte er davor, das Land in ein
Abenteuer zu führen. Man kämpfe „für ein Griechenland, das sich
verändern will, in einem Europa, das sich bereits verändert".
Der Fraktionsvorsitzende der Linksallianz Syriza, Alexis Tsipras,
sprach hingegen von „Kräften des Gestern", die die Gesellschaft in
den Zusammenbruch geführt hätten. Genau diese Kräfte müssten in
einen „Zeitschrank der Geschichte" gesteckt werden. Gemünzt waren
diese Feststellungen sowohl auf die sozialistische PASOK als auch
auf die ND, die das Land seit 1974 nahezu ununterbrochen
abwechselnd regiert haben.
Der PASOK-Vorsitzende Evangelos Venizelos hob seinerseits hervor,
dass die aufeinander folgenden Treffen der Parteiführer unter der
Schirmherrschaft des Staatspräsidenten dazu geführt hätten, dass
die „Masken gefallen" seien. Die Bürger müssten bei dem den
bevorstehenden Wahltermin mehr „Reife" und „Realismus" an den Tag
legen.
Der Wahlkampf hat bereits begonnen
Nach dem
Abbruch der Unterredungen am Dienstag hat nun erneut ein Wahlkampf
in Griechenland begonnen. Es ist anzunehmen, dass sich vor allem
die beiden stärksten Parteichefs aus den vergangenen
Parlamentswahlen am 6. Mai, Samaras und Tsipras, verbal bekämpfen
werden. Samaras plädiert für die Bildung einer „Europäischen
Front". Tsipras will eine linke Regierung bilden, um das mit der
Troika geschnürte Memorandum zurückzuziehen. Dennoch setzt er sich
für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone ein. Das alte
Parlament soll am morgigen Donnerstag aufgelöst werden. Am gleichen
Tag sollen die neuen Parlamentarier vereidet werden. Nachdem die
Formalitäten für die Wahlen erledigt wurden, kann das gerade
gebildete Parlament wieder aufgelöst werden. (Griechenland Zeitung
/ eh, Foto: Eurokinissi)