Sondierungsgespräche, die der ND-Vorsitzende am Montag führte waren nicht von Erfolg gekrönt. Tsipras (l.) erklärte dem konservativen Politiker (r.) bei einem Treffen, dass er seinen Wählern eine linke Koalitionsregierung versprochen habe. Eine Zusammenarbeit mit der ND sei deshalb nicht möglich. Die Konservativen hätten das Memorandum „mit den für das Volk bevorstehen harten Maßnahmen" mit unterzeichnet. Diese Unterschriften seien keine „Rettung" – sie seien eine „Tragödie", sagte Tsipras. Er werde sich deshalb weiterhin und konsequent für die Bildung einer Linksregierung einsetzen.
Toleranz seitens der PASOK
Koalitionsbereit
zeigte sich am Montag hingegen der Vorsitzende der sozialistischen
PASOK Evangelos Venizelos. Die Sozialisten, die in den
Parlamentswahlen im Herbst 2009 triumphierend mit 43,92 % den
Auftrag einer Regierungsbildung erhalten haben, wurden nun mit
13,18 % nur drittstärkste Partei. Beobachter schreiben dies der
Tatsache zu, dass die PASOK seit dem offenen Ausbruch der Finanz-
und Wirtschaftskrise im Jahr 2010 als Regierungspartei zu einem
harten Sparkurs gezwungen war. Damit büßte sie bis November 2011,
als schließlich eine Mehrparteienregierung gegründet wurde, das
Vertrauen vieler ihrer traditionellen Wählergruppen ein. Zu Samaras
sagte Venizelos nun, man sei auch mit einer Regierung der
Nationalen Rettung unter einem Ministerpräsidenten der „breiten
Akzeptanz" einverstanden. Für ihn kämen auch Tsipras oder der
bekannte Widerstandskämpfer Manolis Glezos (ebenfalls Syriza) für
dieses Amt in Frage. Venizelos unterstrich, dass alle
pro-europäischen Parteien in der neuen Regierung vertreten sein
müssten. Dazu zählen außer der ND und der PASOK auch Syriza und
DIMAR. Ob Mitglieder der PASOK in der neuen Regierung vertreten
seien, spiele nach Ansicht des Sozialisten keine Rolle.
Keine Koalition mit den Konservativen
Der
DIMAR-Vorsitzende Fotis Kouvelis zeigte sich angesichts der
Möglichkeit einer Koalitionsregierung mit der ND abgeneigt. Er
warte weiterhin auf Vorschläge von „fortschrittlichen Kräften aus
dem linken Spektrum". Man müsse eine Politik in die Wege leiten,
die „auf der anderen Seite" der bisher praktizierten Politik
stehe.
Mit Aleka Papariga, der Generalsekretärin der kommunistischen KKE,
führte Samaras lediglich ein Telefongespräch. Die KKE-Chefin
brachte zum Ausdruck, dass es keinen Grund für ein Treffen gebe.
Ihre Partei sei gegen eine europäische Perspektive des Landes.
Auch von der neu gegründeten Partei „Unabhängige Griechen" unter
dem ehemaligen ND-Mitglied Panos Kammenos wurde telefonisch die
Beteiligung an einer Koalitionsregierung mit der ND abgelehnt. Mit
der erstmals fürs Parlament qualifizierten rechtsradikalen Chryssi
Avgi nahm Samaras keine Kontakte auf. Eine Koalition mit dieser
Partei komme nicht in Frage.
Zu wenig Stimmen für Linksregierung
Nach dem
Scheitern der Sondierungsgespräche der ND am Montag, geht nun der
Staffelstab weiter an den SYRIZA-Fraktionschef Alexis Tsipras. Er
erhielt am heutigen Dienstag den Auftrag, sich nach Möglichkeiten
für eine Regierungsbildung umzusehen. Sein Vorsatz eine
Linksregierung zu bilden dürfte aber von Anfang an den objektiven
Wahlergebnissen scheitern. Selbst wenn sich die KKE an einer
Linkskoalition beteiligen sollte, was nahezu ausgeschlossen ist,
kämen die drei Parteien Syriza, KKE und DIMAR vereint lediglich auf
31,37 % der Wählerstimmen und würden damit 97 Sitze im Parlament
erhalten. Eine regierungsfähige Mehrheit erfordert aber mindestens
151 der 300 Sitze. Selbst mit den 41 Mandaten der PASOK könnte man
noch keine Regierung stellen. Rein mathematisch betrachtet dürfte
Tsipras deshalb ebenfalls erfolglos bleiben. Wenn dieser Fall
eintritt, wird der PASOK-Vorsitzende Evangelos Venizelos mit
sondierenden Gesprächen betraut. Scheitert auch er, müsste der
Staatspräsident den Rat der Parteiführer einberufen. Dabei könnte
man sich eventuell in letzter Minute auf eine All- oder
Mehrparteienregierung einigen. Würde auch dieser letzte Versuch
misslingen, müssten Neuwahlen ausgeschrieben werden. Als ein
eventuelle Termine für einen weiteren Urnengang wurden bereits der
10. oder der 17. Juni gehandelt. (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi)