Entschädigungszahlungen Deutschlands für Verbrechen, die während des Zweiten Weltkrieges von den deutschen Besatzern in Griechenland begangen worden sind, rücken erneut auf die Agenda. Anlass ist ein offizieller Besuch der Vizepräsidentin des deutschen Bundestages Claudia Roth in Athen. In der griechischen Hauptstadt hat sie sich u. a. mit dem Parlamentspräsidenten Nikolaos Voutsis getroffen.
Voutsis erklärte, dass sich Griechenland noch in diesem Sommer aus dem Spar- und Reformpaket (Memorandum) verabschieden werde. Dies möchte er als Anlass nutzen, um die Gespräche für die deutschen Entschädigungszahlungen wieder aufzunehmen. Er wolle den Eindruck vermeiden, dass die Verhandlungen für die Bewertungen der Spar- und Reformprogramme parallel zu den Gesprächen über die Reparationen laufen. Man wolle nicht den Eindruck erwecken, dass Menschen auf den Gedanken kommen könnten, dass Griechenland durch diese Forderungen aus dem zweiten Weltkrieg seine Schulden begleichen wolle, die im Rahmen der Finanz- und Wirtschaftskrise entstanden sind.
Voutsis kündigte an: „Im Jahr 2018 werden sämtliche Aktivitäten, die auf parlamentarischer sowie zwischenstaatlicher Ebene notwendig sind, ergriffen, um das Thema der deutschen Entschädigungen zu diskutieren.“ Roth entgegnete mit Bezug auf die Kriegsverbrechen während des II. Weltkrieges, sie gehöre nicht zu jenen, die sagen, man müsse einen Schlussstrich ziehen und nicht auf dieses Thema zurückkommen. Die griechische Seite könne sicher sein, dass viele Menschen in Deutschland so denken würden.
Anwesend gewesen bei dem Treffen sind auch die Vorsitzenden der Parlamentariergruppe der Freundschaft zwischen Deutschland und Griechenland Nasos Athanasiou, Christos Staikouras und Jorgos Papailiou.
Roth wird am Wochenende in der Kleinstadt Tympaki an Gedenkveranstaltungen für Verbrechen, die von den deutschen Besatzern während des II. Weltkrieges auf Kreta verübt worden sind, teilnehmen. (Griechenland Zeitung / eh)