In Thessaloniki hat am Sonntag eine Massenkundgebung gegen die Benutzung des Begriffs „Mazedonien“ für das nördliche Nachbarland FYROM stattgefunden. Hintergrund sind Verhandlungen zur Lösung der Namensfrage der FYROM, die vorige Woche in New York begonnen haben.
An einer Großkundgebung, die am Sonntag in Thessaloniki stattfand, beteiligten sich nach Angaben der Polizei rund 90.000 Menschen. Die Organisatoren sprechen hingegen von mehr als 300.000 Teilnehmern. Gerichtet war die Demo in der nordgriechischen Metropole gegen die Benutzung des Wortes „Mazedonien“ bei der künftigen Benennung der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Makedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM).
Hintergrund für die Kundgebung sind neue Verhandlungen zur Lösung der Namensfrage, die in der vorigen Woche in New York begonnen haben. Matthew Nimetz ist der UNO-Sonderbeauftragte, der mit diesem heiklen Thema beauftragt worden ist. Er hat bereits fünf Namen vorgeschlagen, die als Kompromisslösung dienen könnten. Sie alle beinhalten den Begriff „Makedonija“, d. h. auf slawisch.
Griechische Flaggen und der Stern von Vergina
Durchgeführt wurde die sonntägliche Massenkundgebung an der Strandpromenade vor der Statue Alexander des Großen. Auf Transparenten war u. a. zu lesen: „Makedonien ist Griechisch“. Viele der Teilnehmer hielten griechischen Fahnen, oder solche mit der Abbildung des Sterns von Vergina in den Händen. Bei letzterem handelt es sich um ein sechzehnstrahliges Sonnensymbol, das als königliches Emblem Alexanders des Großen bzw. der Könige von Makedonien gilt.
Thessaloniki steht im Namensstreit deshalb an exponierter Stelle, weil es die Hauptstadt der Region Makedonien ist, die große Teile Nordgriechenlands umfasst. Dabei geht es auch um die Identität Alexander des Großen, den – neben Griechenland – auch die FYROM für sich als Vorfahre beanspruchen möchte. Menschen aus dieser Region verstehen sich seit jeher als Makedonen und sind besonders stolz darauf.
Beteiligung aus ganz Griechenland
An der Demo haben neben Bewohnern Makedoniens und Thrakiens auch aus vielen anderen Landesteilen viele Griechen teilgenommen. Sogar aus Kreta waren Demonstranten angereist. Sowohl zu Beginn als auch zum Ende der Kundgebung wurde die griechische Nationalhymne skandiert.
Am Protest haben sich zudem viele Priester, Mönche und Nonnen beteiligt. Der Metropolit von Thessaloniki Anthimos hat am Sonntagvormittag einen Gottesdienst durchgeführt, in dem für eine gerechte Lösung in dieser Sache gebetet wurde. Anthimos, der allgemein als Hardliner gilt, stellte unmissverständlich klar: „Makedonien ist Griechenland und Griechenland ist Makedonien.“
Beteiligt an der Massenkundgebung entlang der Hafenpromenade von Thessaloniki waren auch Parlamentarier u. a. aus den Reihen der konservativen Opposition Nea Dimokratia (ND). Aber auch der Juniorpartner im Kabinett Tsipras, die Unabhängigen Griechen (ANEL), war vertreten. Zugegen war zudem der Vorsitzende der ebenfalls im Parlament vertretenen Zentrumsunion Vassilis Leventis. Auch er hat sich gegen die Benutzung des Begriffs „Mazedonien“ für den künftigen Namen des Nachbarlandes ausgesprochen.
Sollte die griechische Regierung für eine solche Option ihre Zustimmung geben, so handle es sich um „Verrat“, stellte Leventis unmissverständlich fest.
Unterstützt wurden die Protestler auch von der Staatssekretärin im Innenministerium für die Angelegenheiten Makedoniens-Thrakiens Maria Kollias-Tsaroucha (ANEL). In einer Mitteilung warf sie der FYROM u. a. vor, eine falsche Nationalidentität aufzubauen.
Politische Kontroverse
Der Vorsitzende der ND Kyriakos Mitsotakis zeigte sich zufrieden mit der großen Teilnehmerzahl in Thessaloniki. Er stellte fest, dass er – vorausgesetzt er würde mit seiner Partei nach den kommenden Parlamentswahlen die Regierungsgeschäfte übernehmen – unnachgiebig sein werde, wenn es um die Nutzung des Begriffes „Mazedonien“ für die FYROM gehe. Mitsotakis sagte außerdem, die vielen Teilnehmer am Sonntag hätten bewiesen, dass die griechische Gesellschaft besonders sensibel auf das Thema der Namensfrage reagiere. Der Regierung warf der ND-Chef vor, dass sie nicht in der Lage sei, den nationalen Angelegenheiten zu dienen.
Seitens der Regierungspartei SYRIZA wurde hingegen in einer Mitteilung festgestellt, dass sich die Mehrheit der Griechen für eine Lösung einsetzen, die die Interessen des Landes und die Stabilität auf dem Balkan zur Folge habe.
Elisa Hübel