Die griechische Öffentlichkeit ist erschüttert: Am Donnerstagabend haben gegen 19 Uhr zwei Männer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren den renommierten Rechtsanwalt Michalis Zafiropoulos in dessen Büro im Athener Zentrum erschossen. Die beiden Täter ergriffen anschließend die Flucht.
Zuvor waren sie als Klienten im Büro des Anwaltes vorstellig geworden; offenbar hatten sie einen Termin mit ihm vereinbart. Der Assistent von Zafiropoulos hat der Polizei erklärt, dass die beiden nicht vermummt gewesen seien. Er habe sie zum ersten Mal im Büro gesehen. Der 52-jährige Zafiropoulos hatte sich mit seiner Kanzlei einen Namen als erfolgreicher Strafrechtler gemacht.
Nun rätselt man über das mögliche Tatmotiv. Zu den Klienten des Anwaltes gehörten u. a. Beschuldigte der Elektrizitätsanbieter Energa und Hellas Power. Diesen wird vorgeworfen, finanzielle Mittel der öffentlichen Hand unterschlagen zu haben. Auch Affären, die Rüstungsprogramme betreffen, hat der Jurist bearbeitet. Außerdem hat am Montag ein Rechtsstreit wegen eines Drogenfalles begonnen. Zudem hat Zafiropoulos einige Medienkonzerne vertreten.
Michalis Zafiropoulos stammt aus einer einflussreichen Familie. Sein Vater Epaminondas Zafiropoulos ist in der Vergangenheit Parlamentarier der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) gewesen. Er war außerdem Vorsitzender des Athener Anwaltsverbands. Der Bruder des Ermordeten, Grigoris Zafiropoulos, ist Bürgermeister des nördlichen Athener Vorortes Chalandri gewesen.
Die politischen Parteien zeigten sich erschüttert. Sie haben den Mord an Zafiropoulos scharf verurteilt und seiner Familie ihr tiefstes Beileid zum Ausdruck gebracht. Zafiropoulos war der Vater zweier Kinder. Als Zeichen ihrer Trauer und ihres Protestes legen die Rechtsanwälte Athens ab heute und bis zum kommenden Freitag (20. Oktober) ihre Arbeit nieder. Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos sprach von einem „feigen Mord“. Ministerpräsident Alexis Tsipras kontaktierte umgehend Bürgerschutzminister Nikos Toskas. Er forderte „die sofortige Aufklärung des Falls und die Verhaftung der Täter“.
Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis (ND) bezeichnete den Ermordeten als einen „würdigen Anwalt“ und einen „sehr guten Freund“. Die Vorstellung der neuen Kommunikationsmitarbeiter der ND, die am heutigen Freitag stattfinden sollte, wurde wegen des Vorfalls auf einen anderen Termin verschoben.
Auch die Vorsitzende der sozialistischen Partei PASOK Fofi Gennimata brachte ihre „tiefe Trauer“ zum Ausdruck. Der Mord gegen Zafiropoulos errege „Abscheu“. Aus den Reihen der kommunistischen KKE ist die Rede von einer „kriminellen Tat“ gewesen. Der Vorsitzende der liberalen „To Potami“ sprach von einem „Mafia-Attentat im Herzen Athens“. Dies würde Trauer und Besorgnis hervorrufen. (Griechenland Zeitung / eh)