Am Sonntagabend ist der ehemalige Staatspräsident Kostis Stefanopoulos im Alter von 90 Jahren in einem Athener Krankenhaus an einer Lungenentzündung verstorben. Er hatte das Präsidentenamt von 1995 bis 2005 inne; er war damit der erste griechische Staatspräsident, der diesen Posten zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten ausübte. Auch ist er der erste Staatspräsident des Landes, der mit den Stimmen der damals größten Parteien, der sozialistischen PASOK und der konservativen Nea Dimokratia (ND), gewählt wurde. Für seine zweite Amtszeit erhielt er am 8. Februar 2000 269 der insgesamt 300 Mandate (298 Abgeordnete waren anwesend).
Zum ersten Mal hat er 1958 als Parlamentarier für die Partei Nationalradikale Union (ERE) kandidiert; der Sprung ins Parlament ist ihm schließlich im Jahr 1964 gelungen.
In den Jahren der Griechische Militärdiktatur (1967 bis 1974) ist er der Politik fern geblieben und hat seinen Beruf als Rechtsanwalt ausgeübt. Im Anschluss hat er für die ND kandidiert; er wurde bis 1985 für diese Partei ins Parlament gewählt. Stefanopoulos hatte verschiedene Ministerämter inne: Das Innen-, Präsidial- und Handelsministerium sowie das Ministerium für Soziales. Im Jahr 1985 ist er aus der ND ausgetreten und hat seine eigen Partei, die Demokratische Erneuerung „DIANA“, gegründet. 1994 löste er diese Partei wieder auf, nachdem sie keinen Sitz bei den Europawahlen erlangen konnte. Ein Jahr später wurde er Staatspräsident.
Stefanopoulos ist am 15. August 1926 in Patras auf der Peloponnes zur Welt gekommen. In der Hafenstadt hat er Jura studiert. Er war verwitwet und hatte drei Kinder.
In einer Beileids-Mitteilung bezeichnete der amtierende Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos seinen Vorgänger als „ein Beispiel selbstlosen, anständigen und konsequenten Dienens für das öffentliche Interesse“. Aus dem Büro des Ministerpräsidenten Alexis Tsipras ist die Rede u. a. von einem „Politiker mit Visionen für die Gesellschaft“. Der Vorsitzende der ND Kyriakos Mitsotakis rühmte die „einzigartige Rhetorik“ von Stefanopoulos.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Stefanopoulos (l.) im Oktober 2012 gemeinsam mit dem früheren Ministerpräsidenten Kostas Simitis (PASOK).