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43. Jahrestag des Studentenaufstandes gegen die Militärjunta Tagesthema

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43. Jahrestag des Studentenaufstandes gegen die Militärjunta

In Gedenken an den Studentenaufstand im Jahre 1973 findet heute ein Protestmarsch vom Athener Polytechnikum aus bis vor die US-Botschaft in Athen statt. Die Polizei ist in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Mittelungen der Politiker lassen sich mit der Forderung nach „mehr Demokratie“ zusammenfassen.

Am heutigen Donnerstag gedenkt Griechenland des 43. Jahrestages der blutigen Niederschlagung des Studentenaufstandes gegen die Militärjunta am 17. November 1973. Bürger und Politiker haben seit den Morgenstunden Blumenkränze oder rote Nelken am Denkmal auf dem Gelände des Polytechnikums (griechisch: Polytechnio) niedergelegt. Da ein Gebäude der technischen Hochschule von vermummten Chaoten besetzt ist, konnte heute Morgen lediglich eine Seitentür geöffnet werden, damit die Bürger Zugang zum Denkmal hatten.

Protestmarsch geplant
In Erinnerung an den Studentenaufstand und gegen das damalige Militärregime findet am frühen Nachmittag wie jedes Jahr in Athen ein Gedenkmarsch vom Polytechnio (offiziell: Technische Universität) bis vor die Botschaft der USA an der Vassilissis-Sofias-Avenue statt. Da die Polizei Krawalle und Auseinandersetzungen mit gewaltbereiten Autonomen befürchtet, sind ab heute Mittag große Teile des Athener Zentrums für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Auch die Busfahrpläne können sich dadurch verändern. Etwa 7.000 Ordnungshüter sind im Einsatz, um Ausschreitungen zu verhindern.

Botschaft für Demokratie
Zu Ehren und in Erinnerung des Studentenaufstandes tagte heute auch die Parlamentsvollversammlung. In diesem Rahmen hat Ministerpräsident Alexis Tsipras betont, dass die Erinnerungen an die Ereignisse um das Polytechnikum auch mit den Jahren nicht verblassen. Er prognostizierte: „Wir halten am Faden des Aufstandes des Polytechnio fest und gründen ein neues Griechenland“. Der „Wille des Volkes für mehr Demokratie bleibt lebendig und wird es für immer bleiben“, so das Regierungsoberhaupt.
In einer schriftlichen Botschaft seines Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) heißt es einen Tag nach der Abreise des US-Präsidenten Barack Obama aus Athen: „43 Jahre danach erinnern wir uns und wir ehren den Aufstand der Jugendlichen im November 1973 gegen die von Amerika mobilisierte Junta.“
Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos betonte in seiner Botschaft: „Der Jahrestag des Aufstandes des Polytechnikums ist ein Tag der Erinnerung und ein Tag an dem mehrere Lektionen gelehrt werden. Es ist der Tag der Erinnerung an die Kämpfer und vor allem an die Opfer, die für die Demokratie gefallen sind.“

Kampf gegen Junta
Parlamentspräsident Nikos Voutsis hat bereits am Mittwoch einen Kranz am Ort des damaligen Geschehens hinterlegt. Er erklärte: „Hier sind Kämpfe durchgeführt worden, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen.“
Auch der Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Nea Dimokratia meldete sich zu Wort: „Ständiger Kampf für Freiheit und demokratischer Rechtmäßigkeit“ sei „die Botschaft des Polytechnikums“.
Der Studentenaufstand hatte bereits am 14. November 1973 mit einer Besetzung des Geländes der Universität durch Studenten begonnen. Am 17. November hat sie jedoch ihren Höhepunkt erreicht, als ein Panzer in das Gelände eingedrungen ist und mehrere Menschen niederwalzte.
Die genaue Anzahl der Toten, die der Aufstand kostete, bleibt unbekannt. Das Regime hatte damals offiziell lediglich elf Tote zugegeben; die tatsächliche Anzahl der Opfer ist weitaus höher: unterschiedliche Quellen gehen von mehr als 20 Toten aus. Die damaligen Vorfälle waren im Prinzip das Fanal für den Sturz des Obristenregimes im Juli 1974.

Elisa Hübel

Foto: © Eurokinissi

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