Der Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Hieronymos, schlägt gegenüber der Regierung eine härtere Gangart ein. Das eher als sanftmütig und unvoreingenommen geltende orthodoxe Kirchenoberhaupt hat am Dienstag während einer Sitzung der heiligen Synode, dem höchsten Kirchenorgan, eine ausführliche Rede gehalten. Viele Passagen richteten sich indirekt gegen die Regierung und in erster Linie gegen das Bildungsministerium. Hieronymos wetterte u. a. gegen einen „antireligiösen Populismus“, der gegen den Klerus gerichtet sei.
Eines der Hauptthemen, die vom Erzbischof angesprochen wurden, war der Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen. Bildungsminister Nikos Filis hatte zuvor mehrfach Veränderungen in diesem Fach angekündigt. Diese wiederum werden von der Kirche heftig kritisiert. Allerdings räumte das Kirchenoberhaupt auch Mängel beim derzeitigen Lehrplan für dieses Unterrichtsfach ein. Er fordert einen „Dialog vom Nullpunkt an“.
Besonders scharf war die Reaktion des Erzbischofes gegen eine eventuelle Trennung von Staat und Kirche. Seine Seligkeit betonte: „Die Kirche ist die Mutter unseres Volkes und wird es auch bleiben.“ Die Regierung rief er dazu auf, ein Referendum zu diesem Thema durchzuführen. Sollte es jedoch tatsächlich zu einer Trennung kommen, so müsse der Staat große Besitztümer an die Kirche zurückgeben.
Was den Besitz der Kirche konkret betrifft, so wies er daraufhin, dass von der orthodoxen Kirchen mehr als 3.700 Institutionen und Einrichtungen betrieben würden. Diese wiederum würden etwa 1,3 Millionen hilfsbedürftige Menschen betreuen. Angesichts dieser Tatsache müsse die Kirche viel zu hohe Steuern zahlen. In Folge dieser Politik seien viele dieser Institutionen von einer Schließung bedroht. Er forderte den Staat dazu auf, Steuererleichterungen in diesem Bereich zu gewähren.
Zudem brachte er einen Vorschlag aus dem Jahr 2013 in Erinnerung, gemeinsam mit dem Staat den Besitz der Kirche zu verwerten. Am Mittwochabend (5.10.) wird er sich mit Ministerpräsident Alexis Tsipras treffen, um seine Ansichten zu Gehör zu bringen.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Erzbischof Hieronymos am Montag (3.10.) mit Ministerpräsident Alexis Tsipras während der kirchlichen Weihung des Parlaments.