Athen und Ankara bemühen sich darum, den Komplex der bilateralen Beziehungen zu verbessern. Am Wochenende haben sich die beiden Außenminister Cavusoglu und Kotzias auf Kreta getroffen. Besprochen wurden in erster Linie die Zypernfrage und der Flüchtlingspakt.
Am Sonntag hat der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu Griechenland einen Besuch abgestattet. Es ist seine erste Auslandsreise nach dem erfolglosen Putsch in seinem Land Mitte Juli. In Elounta auf Kreta hat sich Cavusoglu inoffiziell mit seinem griechischen Amtskollegen Nikos Kotzias getroffen. Er hat sich dabei vor allem für die Unterstützung nach dem versuchten Staatsstreich bedankt. Zum Thema der Auslieferung von acht türkischen Militärangehörigen, die damals in Griechenland Schutz gesucht hatten, erklärte Kotzias diplomatisch, dass die griechische Justiz auf Basis europäischen und griechischen Rechtes für die Zukunft dieser türkischen Staatsbürger eine Entscheidung treffen werde. Außerdem stellte er fest: „Das befreundete Volk der Türkei gehört zu Europa.“ Das Land könne und müsse „in die EU aufgenommen werden“. Berührt wurde während des Treffens auch die Zypernfrage. Cavusoglu verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass es auch hier eine Lösung geben werde. Griechenland und die Türkei würden nach wie vor an der Seite des südlichen bzw. des nördlichen Teils des Inselstaates stehen, stellte er fest. Nach einer Invasion besetzten im Jahre 1974 türkische Truppen den Nordteil der Insel; seither ist sie geteilt.
Gemeinsamer Besuch in der Höhle des Zeus
Die beiden Amtskollegen haben auch den „Flüchtlingspakt“ zwischen der EU und der Türkei erörtert. Demnach sollen asylberechtigte Flüchtlinge in der EU umgesiedelt werden. Immigranten, die kein Recht auf Asyl haben, sollen entweder repatriiert werden oder in der Türkei bleiben. Dem Vernehmen nach soll Cavusoglu den Willen Ankaras zum Ausdruck gebracht haben, den Pakt einzuhalten. Gleichzeitig müsse sich jedoch auch die EU an ihrem Teil der Vereinbarung halten. Dieser sieht finanzielle Unterstützung und eine Visa-Freiheit für türkische Staatsbürger vor, die innerhalb der Union reisen wollen.
Die beiden Außenminister haben weiterhin ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, derartige inoffizielle Treffen fortzusetzen. Die erste Begegnung dieser Art erfolgte am Anfang des Jahres in Istanbul.
Bei ihrer jetzigen Begegnung auf Kreta haben die beiden Außenminister gemeinsam auch die Höhle „Diktaion Andron“ bei der Lassithi-Hochebene besucht. Dort ist der Mythologie zufolge der Göttervater Zeus zur Welt gekommen, nachdem sich seine Mutter Rhea dort versteckt hatte, um ihren Sohn vor seinem Vater Kronos zu retten. Hierher soll der verliebte Zeus Europa nach ihrer Entführung gebracht haben, nachdem er sich in einem Stier verwandelt hatte. Kotzias interpretierte diesen Mythos als „antirassistisch“. Deshalb solle sich jeder in Europa daran erinnern.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den griechischen Außenminister Kotzias (2. v. r.) gemeinsam mit seinem Amtskollegen Cavusoglu beim Besuch der Höhle „Diktaion Andron“ bzw. Diktäische Höhle oberhalb der Lassithi-Hochebene auf der Insel Kreta.