Noch bis zum Mittwoch führt der griechische Regierungschef Alexis Tsipras in Peking und Shanghai einen Staatsbesuch durch. Außer mit der politischen Führung des Landes, hat er auch Unterredungen mit wichtigen Unternehmern.
Athen baut seine bilateralen Beziehungen zu China weiter aus. Ziel ist es vor allem Investoren, aber auch Touristen nach Griechenland bringen. Ministerpräsident Alexis Tsipras hält sich bereits seit Samstag im Land der Mitte auf. Begleitet wird er von einer Delegation von 40 griechischen Unternehmern. In einem Interview gegenüber chinesischen Medien verglich er seinen Besuch mit „der Ausbildung des Körpers des Drachen“. Kommentatoren sprachen bereits von der Bildung einer neuen Seidenstraße. Eine der Grundlagen ist die endlich unter Dach und Fach gebrachte Verpachtung des Hafens von Piräus an die chinesische Cosco. Weitere Privatisierungsziele sind die griechische Bahn und der Hafen der nordgriechischen Metropole Thessaloniki.
Der Neuanfang auf eigenen Beinen
Während seiner Unterredungen mit Politikern und Unternehmern verglich der griechische Regierungschef Griechenland zudem mit einem Baum, dessen Wurzeln im Westen liegen, dessen Äste und Zweige sich aber im Norden, Süden und Osten ausbreiten. Der Gast aus Griechenland erklärte seinen Gesprächspartnern, dass die Inspektionen der Geldgeber, um die griechischen Spar- und Reformfortschritten zu bewerten, vorerst abgeschlossen seien. In seiner Rede beim Forum griechischer und chinesischer Unternehmer betonte er: „Wir schicken an die internationalen Märkte die deutliche Botschaft, dass Griechenland nun definitiv in eine neue Phase tritt.“ Diese Vereinbarung helfe Griechenland, auf eigenen Beinen zu stehen, ergänzte er.
„Dresscode ohne Krawatte“ nach Peking exportiert
Am Montag hat sich der Gast aus Athen mit seinem chinesischen Amtskollegen Li Keqiang getroffen. Die Unterredungen seien in einem freundschaftlich lockeren Klima geführt worden, hieß es im Anschluss. Li Keqiang hatte mit einem symbolischen Akt sogar seine Krawatte abgebunden. Tsipras scherzte, dass er es zwar nicht geschafft habe, seinen „Dresscode ohne Krawatte“ ins europäische Ausland zu bringen, „dafür aber nach China“. Sein Amtskollege erwiderte höflich, dass sein Land zwar für seine Exporte bekannt sei. Jedoch sei man auch für importierte Produkte offen, „solang sie qualitativ hochwertig sind“. Diese Feststellung dürfte vor allem auch zahlreiche griechische Olivenöl- sowie Weinproduzenten befriedigen, die darauf warten, ihre Produkte verstärkt in China abzusetzen.
Diskutiert wurde mit der griechischen Delegation nicht zuletzt die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit im Bereich des Schiffsbaus und im Bankensektor. Auch die Gründung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Griechenland und ein Direktflug zwischen Athen und Peking wurden ins Auge gefasst.
Tsipras stellte in Peking auch sein neues Entwicklungsgesetz vor. Dieses biete „Investitionschancen mit einem niedrigen Risikofaktor“, sagte er. Li Keqiang erklärte, dass chinesische Unternehmen interessiert auf den griechischen Investitionsmarkt blicken würden. Er fasste zusammen: „China wird Griechenland helfen, in einem starken Europa noch stärker zu werden.“
Studio für Filmproduktionen
Bereits am Sonntag hat sich Tsipras mit dem Präsidenten des Konzernes „Wanda“ Wang Jianlin getroffen. „Wanda“ ist u. a. in den Bereichen Gewerbeimmobilien, Kultur, Tourismus, Themenparks, Filmproduktionsgesellschaften und Elektronischer Handel aktiv. Wang Jianlin habe Interesse gezeigt, den Massentourismus in Griechenland voranzutreiben. Besprochen wurde sogar die Gründung eines Studios für Filmproduktionen in Hellas.
Am heutigen Dienstag besucht Tsipras die „Verbotene Stadt“. Am Denkmal für die Helden des Volkes am Tian’anmen-Platz wird er zudem einen Kranz niederlegen. Im Anschluss stehen Unterredungen mit dem Staatspräsidenten der Volksrepublik China Xi Jinping auf dem Programm.
Am Mittwoch führt die Reise der griechischen Delegation unter Ministerpräsident Tsipras weiter nach Shanghai. Hier wird man sich mit Unternehmern u. a. der Konzerne Cosco, Alibaba, ZTE und Fosun treffen. Am Mittwochnachmittag wird die Delegation schließlich zurück nach Athen reisen.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Ministerpräsident Alexis Tsipras (l.) gemeinsam mit seinem chinesischen Amtskollegen Li Keqiang.