Angesichts von Steuererhöhungen und Rentenreform verschärfen sich in vielen Landesteilen die Proteste der Bauern. Für den Freitag dieser Woche planen sie vor dem Parlament in Athen eine Kundgebung. Am dortigen Syntagmaplatz wollen sie für mindestens zwei Tage in Zelten kampieren. Zum Teil wollen sie mit ihren Traktoren dorthin fahren – was in der Praxis wohl ein Verkehrschaos in der Hauptstadt nach sich ziehen würde.
Die Regierung unter dem Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) stellte klar, dass demonstrierende Bauern vor dem Parlament durchaus willkommen seien. Die Zufahrt der Traktoren ins Zentrum werde man allerdings verhindern.
Viele Landwirte fordern, dass die Verhandlungen mit der Regierung bei „Null“ beginnen müssten. Demnach soll die Regierung alle bereits angekündigten Maßnahmen bezüglich der Besteuerung sowie Einschnitte bei der Sozial- und Rentenversicherung zurücknehmen. Um dem Nachdruck zu verleihen, rufen die Agrarier auch andere Berufsgruppen dazu auf, sich am Widerstand gegen die Pläne der Regierung zu beteiligen, vor allem Freiberufler.
Derzeit haben Bauern an rund 150 Verkehrsknotenpunkten und Grenzübergängen ihre Landmaschine in Position gebracht. Jeweils für mehrere Stunden blockieren sie den Verkehr. Ankündigungen zufolge wollen sie diese Blockaden intensivieren.
Zwischenfall an der Grenze
In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es an der Zollstation von Promachonas an der griechisch-bulgarischen Grenze zu einem Zwischenfall, als vier Lkws mit bulgarischen Kennzeichen die Straßensperre der Bauern ignorierten. Medienberichten zufolge hätten die Lkw-Fahrer zwei Kilometer vor der Grenze Vollgas gegeben, um das Nachbarland zu erreichen. Hindernisse und Absperrungen seien niedergewalzt worden. Ein fünfter Fahrer, der es seinen Kollegen gleichtun wollte, konnte von der griechischen Polizei gestoppt und festgenommen werden. Die bulgarischen Ordnungshüter sollen die Daten der vier Grenzverletzer festgehalten haben. In den letzten Tagen hatte sich an diesem Übergang ein Fahrzeugstau von 30 Kilometern Länge gebildet.
Sperrung des Tempi-Tals angekündigt
Mit einer weiteren großen Straßenabsperrung sind Kraftfahrer im mittelgriechischen Tempi auf der Nationalstraße zwischen Athen und Thessaloniki konfrontiert. Ab dem heutigen Dienstag wollen die Landwirte den Abschnitt des Tempitals permanent mit ihren Traktoren für den Verkehr schließen.
Ähnliche Probleme gibt es etwa auch auf der Peloponnes. So soll die Nationalstraße bei Korinth permanent abgeriegelt werden. Der Verkehr wird über Nebenstraßen abgewickelt. Einige Vertreter der Bauern ziehen sogar in Betracht, Flughäfen, Häfen und Eisenbahnen zu blockieren.
Was die Regierung betrifft, so signalisiert sie wiederholt, dass eine Lösung im „Dialog“ gefunden werden müsse. Bei den Landwirten sind die Ansichten zu diesem Angebot geteilt. Einige Gruppen sind zu Gesprächen bereit, andere wollen eine komplette Rücknahme des Gesetzentwurfes erzwingen.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt protestierende Bauern in der Argolida (östliche Peloponnes), die mit ihren Landmaschinen die Straße zwischen Argos und Tripolis blockierten.