Die Mehrheit der Griechen blickt pessimistisch ins neue Jahr. Das ergibt eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts „Kapa Research“ für die Samstagsausgabe der Zeitung „To Vima“. Im Jahr 2015 hat sich der Befragung zufolge im Vergleich zu 2014 die Lebenssituation für sieben von zehn Griechen (71,5 %) weiter verschlechtert. Mehr als die Hälfte (55,1 %)
glaubt, dass sich im laufenden Jahr die Lage noch weiter verschlechtern wird. 61,1 % halten erneute Debatten über einen „Grexit“ – also einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone – für möglich. Etwa jeder Zweite vertritt die Auffassung, dass es vielleicht sogar erneut zu einem vorverlegten Urnengang kommen könnte.
Was eine Rückkehr an die internationalen Kapitalmärkte betrifft, so glauben nur 14 % der Umfrageteilnehmer an eine solche Option. Noch kleiner (11,8 %) ist die Zahl jener, die davon ausgehen, dass bedeutende ausländische Investoren nach Griechenland kommen. Pessimismus herrscht auch in Sachen Arbeitslosigkeit: lediglich 6,2 % gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote sinken wird. Wichtigstes Ereignis (58,7 %) im Jahr 2015 war laut Erhebung die Einführung der Kapitalverkehrskontrolle.
Als die Personen, die die Geschehnisse des Landes am meisten beeinflusst haben, gelten Ministerpräsident Alexis Tsipras zu 70,4 % und sein früherer Finanzminister Jannis Varoufakis (39,7 %). Dieser war Anfang Juni von seinem Posten zurückgetreten und hatte sich von Tsipras distanziert. Medienberichten zufolge möchte er nun in Berlin eine eigene europäische Partei gründen. Sie soll der Deutschen Welle zufolge den Namen „Democracy in Europe Movement 2025“ erhalten.
Ein Einfluss der Opposition ist auf dieser Liste kaum erkennbar. Lediglich 4 % empfinden, dass der kürzlich zurückgetretene Übergangschef der konservativen ND Evangelos Meimarakis die Geschehnisse des Landes beeinflusst habe. Sein Vorgänger, der ehemalige Ministerpräsident Antonis Samaras, der am 5. Juli vom Posten des Parteichefs zurücktrat, taucht in dieser Liste gar nicht erst auf. (Griechenland Zeitung/eh)
Unser Foto zeigt den einstigen Finanzminister Janis Varoufakis im August 2015 im Parlament. Er hat im alten Jahr die Geschicke seines Landes nicht unmaßgeblich beeinflusst. Der Finanzexperte will nun Berichten von dpa und der deutschsprachigen Presse zufolge in Berlin eine eigene europäische Partei gründen. Wer seine Mitstreiter sein könnten, darüber wurde bisher noch nichts bekannt. Bisherigen Informationen zufolge soll das Projekt im Februar in der Berliner Volksbühne vorgestellt werden.