Am Mittwoch fand in der Athener Buchhandlung „Ianos“ eine Diskussion mit dem Generalinspektor für die öffentliche Verwaltung, Leandros Rakitzis, statt. Er gab interessante Insider-Informationen bezüglich der Korruption in Griechenland preis, die er während seiner 11- jährigen Amtszeit gesammelt hat. „Die Korruptionskosten belaufen sich auf 33 Milliarden Euro jährlich“, stellte er fest. Er fügte hinzu: „Wenn zehn Jahre lang keine Korruptionsphänomene auftreten würden, wäre der Schuldenberg Griechenlands verschwunden.“ Die Korruption sei aber in der hellenischen Mentalität tief verankert – und, so sein Urteil: „Es fehlt der politische Wille, diese zu bekämpfen.“
Um seine Schlussfolgerungen zu illustrieren, berichtete er exemplarisch von einigen signifikanten Vorkommnissen. So habe man bei einem Arzt des öffentlichen Gesundheitssystems ein Vermögen von zwei Millionen Euro geortet, das der Betreffende mit seinen deklarierten Einnahmen keinesfalls rechtfertigen konnte. Neben seiner Tätigkeit im Staatsdienst habe er eine nicht offiziell angemeldete Privatpraxis betrieben. Als die Steuerfahndung in den Räumlichkeiten eintraf, saßen gerade sieben Patienten im Warteraum. Der Arzt hatte eine verblüffende Erklärung parat: Er feiere gerade seinen Geburtstag, die Leute im Warteraum seien doch alle nur Freunde. Recht unverfroren hört sich auch das Vorgehen eines ehemaligen Bürgermeisters an. Er hatte während seiner Amtszeit EU-Fördermittel in Höhe von 10 Millionen Euro auf einem Konto in der Schweiz gebunkert. Als man ihm auf die Schliche kam, gab er zu Protokoll, dass die Schweizer Banken höhere Zinssätze zahlen würden. Rakintzis listete noch eine ganze Reihe derartiger Beispiele auf – es dürfte sich also nicht nur um Einzelfälle handeln.
Der Generalinspektor kommentierte auch das aktuelle Thema der eidbrüchigen staatlichen Beamten, die jetzt per Gesetz an ihre früheren Posten zurückkehren durften. Diese hätten alle ein hohes Bildungsniveau, hätten hochrangige Posten mit entsprechender Bezahlung und wären durchaus in der Lage, gegen sie laufende Klagen vor Gericht abzuschmettern. Nach Ansicht von Rakintzis sei es deshalb dringend notwendig, existierende gesetzliche Schlupfwinkel ausfindig zu machen und zu schließen. Nur so könne man letztlich die Korruption effektiv bekämpfen. (Griechenland Zeitung/ mp)
Unser Foto zeigt Generalinspektor Leandros Rakitzis (l.) gemeinsam mit Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos am 7. September im Amtssitz des Präsidenten.