Seit dem Wochenende zirkuliert in der griechischen Presse die Information, dass der frühere Finanzminister Janis Varoufakis den Plan geschmiedet haben soll, ein paralleles Bankensystem ins Leben zu rufen.
Einer Reportage der Sonntagsausgabe der konservativen Zeitung „Kathimerini“ zufolge habe Varoufakis mit Hilfe eines Hacker-Teams den Plan gehabt, das Software-Programm des Finanzministeriums zu knacken. Einer der Hauptakteure soll ein früherer Schulkamerad des Ministers gewesen sein, der im Finanzministerium angestellt wurde. Ziel sei es gewesen, persönliche Daten der Bürger an sich zu bringen – vor allem die Steueridentifikationsnummern (AFM). Die betroffenen Steuerzahler hätten diesen Plänen zufolge in einer zweiten Phase eine PIN-Nummer erhalten sollen. Mit einer solchen hätten sie während der Ende Juni in Kraft gesetzten Bankenschließung weiterhin Zahlungen abwickeln können. Durch diese Aktion habe man den Übergang vom Euro zur Drachme erleichtern wollen, heißt es. Diesen „Plan B“ soll Varoufakis am 16. Juli während eines Konferenzgespräches mit Investoren und Führungskräfte ausländischer Investmentfonds preisgegeben haben.
Regierungsmitglieder dementierten, dass sie über ein solches Szenario informiert gewesen seien oder dass es gar offiziell während der Kabinettssitzungen angesprochen worden sei.
Auch Varoufakis hatte ursprünglich die Gerüchte per Twitter dementiert. Später erklärte er jedoch gegenüber dem britischen „Telegraph“, dass die Angaben korrekt seien. Allerdings habe die griechische Presse seine Positionen „verdreht“. Dadurch wolle man ihn verleumden und der Angelegenheit sogar eine strafrechtliche Dimension geben. Man verfolge dabei lediglich den Gedanken, die ersten fünf Monate der Regierung „in den Mülleimer der Geschichte zu werfen“. Außerdem, so der Ex-Finanzminister, wolle man ihm „Verrat“ und „Betrug“ unterstellen.
Scharf reagierten auf die bisher bekannt gewordenen Details die Oppositionsparteien Nea Dimokratia (ND), PASOK und „To Potami“. Sie forderten die Regierung dazu auf, zu diesem Vorfall Stellung zu nehmen und ihn gründlich zu untersuchen.
(Griechenland Zeitung / eh)
Unsere Abbildung zeigt Varoufakis am 6. Juli, dem Tag seines Rücktritts vom Posten des Finanzministers. In den Medien ist der „Hacker in Schwarz“, wie ihn einige Griechen inzwischen bezeichnen, nach wie vor eine Persönlichkeit, die für hohe Auflagen und gute Einschaltquoten bürgt. Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern.