Trotz der einschneidenden Vereinbarungen für ein drittes Spar- und Reformprogramm (Memorandum) zwischen Athen und den europäischen Partnern verliert die Regierungspartei SYRIZA (Bündnis der Radikalen Linken) nicht in der Wählergunst.
Einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Palmos Analysis zufolge, die am Wochenende in der politisch links orientierten Zeitung „Efimerida ton Syntakton“ veröffentlicht worden ist, wollen mehr als vier von zehn Griechen (42,5 %) SYRIZA ihre Stimmen geben, wenn es zu vorverlegten Parlamentswahlen kommen sollte. Damit hätte das Linksbündnis eine absolute Mehrheit von 164 der 300 Sitze im Parlament. Es folgt die konservative Nea Dimokratia (ND) mit 21,5 % der Wählerstimmen und 58 Sitzen. Auf dem dritten Platz liegt die liberale „To Potami“ mit 8,0 %, was 22 Parlamentssitzen entsprechen würde. Es folgen die faschistische Chryssi Avgi (6,5 %), die sozialistische PASOK (6,0 %), die kommunistische KKE (5,5 %). Der kleinere Regierungspartner „Unabhängige Griechen“ ANEL könnte mit 3 % der Wählerstimmen den Sprung ins Parlament gerade so schaffen. Aus der gleichen Umfrage geht hervor, dass 70 % der Befragten hinter einer als hart empfunden Vereinbarung zwischen Athen und den Geldgebern stehen. 24 % der Befragten würde hingegen einen Bankrott und eine Rückkehr zur Drachme vorziehen. Sollte „heute“ ein Referendum zur Frage „Euro oder Drachme“ durchgeführt werden, würden sich 73 % für den „Euro“ entscheiden. 20 % würden hingegen für die Wiedereinführung der Drachme plädieren. Gespalten sind die Wähler bei der Frage, ob sie die derzeit amtierende Regierung zwischen SYRIZA und ANEL oder eine Ökumenische Regierung, die sich aus allen Parlamentsparteien zusammensetzen könnte, bevorzugen würden. Für beide Varianten haben jeweils 24 % der Befragten votiert. Eine „kleiner Koalitionsregierung“ zwischen SYRIZA, der ND, PASOK und „To Potami“ bevorzugen hingegen lediglich 6 % der Befragten.
(Griechenland Zeitung/eh)
Unser Foto (© Eurokinissi) entstand bei den Parlamentswahlen am 25. Januar 2015 in einem Wahllokal in der Hafenstadt Patras. Damals wurde SYRIZA mit 36,34 % der Stimmen stärkste Partei und erhielt 149 Mandate in der Volksvertretung. Die ANEL erhielt 4,75 % der Stimmen und 13 Sitze. Durch die Koalition beider Parteien konnte sich Ministerpräsident Alexis Tsipras zunächst auf eine bequeme Mehrheit von 162 Mandaten stützen. Inzwischen wird es sehr eng für ihn, weil die „linke Plattform“ seiner Partei unter Panajotis Lafazanis nicht mehr mitzieht. Zwar kann er sich im Moment – was die Vereinbarungen mit den Geldgebern betrifft – auf einen Teil der Opposition bei schwierigen Abstimmungen im Parlament verlassen, doch Neuwahlen werden immer wahrscheinlicher. Viele Beobachter glauben, dass im September ein neuer Urnengang bevorsteht.