Auf ein positives Echo stießen in Griechenland Äußerungen des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck hinsichtlich der Entschädigungsfrage. „Den Jahrestag ehrend, an dem die Kämpfer von Kaissariani hingerichtet wurden, hat der Präsident Deutschlands eine Erklärung von historischer Bedeutung abgegeben“, hieß es in einer Erklärung der griechischen Parlamentspräsidentin Zoi Konstantopoulou.
Gauck erkenne damit die Notwendigkeit an, dass man die Perspektiven für die Zahlung von Entschädigungen Deutschlands an Griechenland ausloten solle. Anlass dafür war ein Interview Gaucks mit der Süddeutschen Zeitung.
Die griechische Politikerin brachte die Statements des deutschen Staatsoberhaupts mit der Hinrichtung von 200 Widerstandskämpfern durch die deutschen Besatzer am 1. Mai 1944 im Athener Vorort Kaissariani in Verbindung. Nach Ansicht Konstantopoulous sei es das erste Mal, dass auf derart offizielle Art und Weise die Frage der deutschen Schulden angesprochen werde. Sie brachte das mit der Tatsache in Verbindung, dass Athen zum ersten Mal „auf koordinierte und offizielle Weise“ diese Frage angehe. „Alles ist eine Frage des politischen Willens, heute sind es die deutschen Entschädigungen, morgen die Staatsschulden“, so die griechische Parlamentspräsidentin.
Seitens der rechtspopulistischen ANEL, die gemeinsam mit der Linkspartei SYRIZA die Regierung stellt, erklärte Sprecherin Marina Chryssoveloni, dass die Unterstützung Gaucks für die Zahlung von Kriegsentschädigungen eine „Geste von hohem Symbolgehalt und großer politischer Tiefe“ sei.
Der Präsident der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung (DHW) Jorgo Chatzimarkakis hat am Montag in einem Brief Bundespräsident Gauck dafür gedankt, dass er sich offen für eine Wiedergutmachung für Nazi-Kriegsverbrechen in Griechenland zeige. Vor wenigen Wochen hatte der stellvertretende griechische Finanzminister die Schulden Deutschlands gegenüber Griechenland auf etwa 278 Mrd. Euro beziffert. (Griechenland Zeitung / rs)
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Gauck (l.) im März 2014 mit seinem damaligen griechischen Amtskollegen Karolos Papoulias.