Im deutsch-griechischen Verhältnis liegen seit Wochen die Nerven blank. Zahlreiche Politikeräußerungen auf beiden Seiten sorgten für anhaltende Misstöne. Am Montag ging Bundeskanzlerin Angela Merkel schließlich einen Schritt auf die griechische Seite zu.
Sie telefonierte mit ihrem Amtskollegen Alexis Tsipras in Athen und lud ihn zu einem Tête-à-Tête nach Berlin ein. Der Grieche sagte zu und wird am 23. März in die deutsche Hauptstadt reisen. Bereits am Donnerstag werden sich die beiden Regierungschefs beim zweitätigen EU-Gipfel in Brüssel begegnen.
Das Ping-Pong des verbalen Schlagabtausches schien in den vergangenen Tagen kein Ende nehmen zu wollen. Deutschlands Finanzminister Schäuble stellte etwa am Montag bei einer Diskussion in Hinblick auf die griechische Regierung fest: „Sie haben alles Vertrauen zerstört. Das ist ein schwerer Rückschlag.“ Sein Amtskollege Varoufakis wiederum bestritt im deutschen Fernsehen, dass er den im Jahr 2013 auf einer öffentlichen Veranstaltung den Mittelfinger in Richtung Deutschland gezeigt habe – obwohl Experten von der Echtheit des Videos ausgehen. Athens Verteidigungsminister Panos Kammenos von der rechtspopulistischen ANEL beschuldigte wiederum Berlin der „psychologischen Kriegsführung“, um die Beziehungen zu Athen zu „vergiften“. Auch der Deutsche Martin Schulz (SPD), Präsident des Europäischen Parlamentes, hielt sich nicht sonderlich zurück, als er in einem Interview bekannt gab, er habe Tsipras persönlich gesagt, dass die Koalition mit der ANEL „ein Fehler“ sei. Schließlich sei Kammenos schlimmer als „der Elefant im Porzellanladen“. Im „Armdrücken“ zwischen Athen und Brüssel bezogen in dieser Woche erneut die USA Stellung für Griechenland: Der US-Konsul in Thessaloniki, Robert Sanders, betonte, dass Hellas in der Eurozone bleiben müsse. Das liege im Interesse der USA und Europas. Nicht zuletzt spiele Athen eine stabilisierende Rolle auf dem Balkan. Für Irritationen sorgt unterdessen auch der Komplex „Reparationen“. Der neue griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos, der bei diesem Thema als Experte gilt, wiederholte, dass diese Frage offen sei.
(Griechenland Zeitung / jh, Foto: Eurokinissi)
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Alexis Tsipras während des EU-Gipfeltreffens am 12. Februar in Brüssel. Es war die erste Begegnung der beiden Spitzenpolitiker.