Griechenland verfügt über 400.000 Dokumente der Deutschen Wehrmacht. Dies hat der stellvertretende Verteidigungsminister Kostas Isychos (s. Foto) in einem Fernsehinterview erklärt. Es soll sich dabei um das Kriegstagebuch der Truppen der Wehrmacht in Griechenland aus den Jahren 1941 bis 1944 handeln.
Unter den Aufzeichnungen werde u. a. auch über Plünderungen, illegale archäologische Ausgrabungen und die Zerstörung von Häfen, Flughäfen, Brücken und Straßen berichtet. Die handschriftlichen Unterlagen sollen in den kommenden zehn Tagen digitalisiert werden. Medienberichten zufolge stammen diese Dokumente aus dem Nationalen Archiv der Vereinigten Staaten. Erworben habe diese Unterlagen die griechische Direktion für Militärgeschichte von den USA zu einem Preis von 11.084 Dollar.
Die daraus ersichtlichen Daten, so Isychos, werde Athen bei der Unesco einreichen, um beweisen zu können, wie sehr Griechenland unter der dreieinhalb jährigen Besatzungszeit gelitten habe.
Die griechische Regierung unter dem linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras hatte in ihrer Wahlkampagne mehrfach versprochen, von Deutschland Reparationen für Verbrechen und Schäden zu fordern, die während des Zweiten Weltkrieges Hitlers Soldaten in Griechenland anrichteten. Außerdem will Athen von der deutschen Seite eine Zwangsanleihe (sog. Besatzungskredit) zurückfordern, den Hitlerdeutschland der Griechischen Zentralbank abgepresst hatte. Schätzungen zufolge könnte sich die dafür fällige Summe auf ca. 11 Mrd. Euro belaufen.
Diese Forderungen der Regierung stoßen in Griechenland nicht nur auf Beifall, sondern werden zum Teil auch kritisch betrachtet. Der Vorsitzende der liberalen Oppositionspartei „To Potami“ (zu Deutsch: „Der Fluss“) erklärte, dass damit lediglich „Spannungen zwischen Griechenland und Deutschland provoziert“ würden. Sein Land, so sagte er am Mittwoch auf einer Fraktionssitzung seiner Partei, habe „Bedarf an Verbündeten – und keinen Bedarf an Feinden“.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)