Wegen der Ägäis könnte sich das politische Klima zwischen Ankara und Athen erneut aufheizen. Die Türkei hat am Freitag in einer sogenannten NOTAM-Information einen großen Teil des griechischen Luftgebiets bis Ende des Jahres für sich beansprucht. Dort will der große Nachbar ab dem heutigen Montag und bis zum Dezember Übungen seiner Luftwaffe absolvieren.
Beansprucht wird ein großer Teil der Ägäis zwischen den griechischen Inseln Limnos und Skyros. Letztere ist nur etwa 100 Kilometer Luftlinie von der Hauptstadt Athen entfernt. Das Ägäische Meer würde durch die türkischen Manöver für zehn Monate mehr oder weniger in zwei Teile geteilt, so besorgte Stimmen in Griechenland. Betroffen von der Situation ist auch der südostöstliche Festlandsockel von Limnos. Die griechische Presse spricht in diesem Sinne von einer „Kriegsgefahr“ sowie von der „größten türkischen Provokation der letzten Jahre“. Man verweist darauf, dass die komplette Flugüberwachungsregion Athen (FIR) vom Ansinnen Ankaras betroffen sei und zum Teil auch nationaler griechischer Luftraum.
Auf Anweisung von Ministerpräsident Alexis Tsipras reicht Athen nun Demarche in Ankara sowie bei der NATO, der EU und der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) ein.
Politische Beobachter in Athen bemerken zur gegenwärtigen Lage, dass militärische Provokationen Ankaras nach einem Regierungswechsel in Griechenland auch in der Vergangenheit gehäuft auftraten. Kurz nachdem der Sozialist Kostas Simitis am 22. Januar 1996 die Regierungsgeschäfte in Athen übernommen hatte, wäre es im Gebiet der griechischen Imia-Inseln in der östlichen Ägäis beinahe zu einer militärischen Eskalation zwischen beiden Staaten gekommen („Imia-Konflikt“).
(Griechenland Zeitung / eh, Archiv-Foto: Eurokinissi)