Das Zentrum Athens war heute Mittag und am frühen Nachmittag in einigen Innenstadtbereichen für den Verkehr gesperrt. In den umliegenden Straßen herrschte dadurch regelrechtes Verkehrschaos.
Hintergrund ist eine Protestkundgebung von Schülern, an der sich auch viele Lehrer sowie Studenten und das Personal zahlreicher griechischer Universitäten beteiligt.
Die Kundgebung der Schüler begann 12.00 Uhr mittags. Auf dem Forderungskatalog steht allgemein ein besseres Bildungssystem. Was die Pädagogen betrifft, so protestieren sie an der Seite ihrer Schüler gegen Entlassungen in Schulen und an Universitäten. Bildungsminister Andreas Loverdos brachte hingegen zum Ausdruck, dass die Schülerproteste durch die Einwirkungen politischer Parteien zustande gekommen seien. Nun soll überprüft werden, ob eine Facebook-Seite, über die die Protestaktionen der Schüler organisiert wurden, tatsächlich von Schülern initiiert wurde oder ob eventuell Erwachsene dahinter stehen. Weiterhin betont der Bildungsminister, dass der verloren gegangene Unterricht nachgeholt werde und zwar nicht nur – wie bisher vorgesehen – in der Osterzeit, sondern auch zu Weihnachten und an den Wochenenden. Das Lehrpersonal, so kündigte er an, werde dafür keine finanziellen Entschädigungen erhalten.
Seit Montag sind hunderte Schulen in Griechenland besetzt. Der Protest richtet gegen das neu eingeführte Bildungssystem sowie gegen die Zusammenlegung von Schulklassen und sogar ganzer Schulen. Letzteres ist die Konsequenz aus der erfolgten Reduzierung des Lehrkörpers.
Im Rahmen der Finanz- und Wirtschaftskrise waren aus finanzieller Sicht auch im Bildungsbereich Kürzungen unumgänglich. Hunderte Lehrer haben dadurch ihre Arbeit verloren. Wer weiterhin im öffentlichen Schuldienst tätig ist, musste sich mit einschneidenden Gehaltskürzungen, zum Teil auch mit Versetzung an andere Schulen und in andere Orte, abfinden.
Unterdessen wurden in einigen Landesteilen minderjährige Schulbesetzer sowie deren Vormünder festgenommen, so etwa in der zentralgriechischen Stadt Lamia. Im nordöstlichen Athener Vorort Cholargos war die Rede von Gewaltanwendung der Polizei gegenüber festgenommenen Schülern.
Parallel zum Protest der Eleven und Pädagogen fand am Donnerstag in der griechischen Hauptstadt ein 24-stündiger Streik der Hafenarbeiter statt. Um 12.00 Uhr haben sie am zentralen Klafthmonos-Platz in Athen demonstriert. Es folgte ein Protestmarsch bis vor das Finanzministerium am Syntagma-Platz, wo sich auch das Parlament befindet. Hintergrund für diese Proteste sind die von der Regierung geplanten Privatisierungen bzw. Verpachtungen von Häfen im ganzen Land an Privat. Die Gewerkschafter werfen der Regierung u. a. vor, dass dies „außerhalb der Legalität“ sei.
(Griechenland Zeitung / eh)