Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst im Griechenland der Krise. Aus einer am Dienstag veröffentlichen Studie „Global Wealth Report 2014“ der Schweizer Bank Credit Suisse geht hervor, dass lediglich 1 % der Griechen über 56,1 % des Reichtums des Landes verfügen. Credit Suisse fand heraus, dass das Vermögen der wohlhabendsten Griechen seit dem Jahr 2000 sogar noch um weiter 2 Prozentpunkte zugelegt hat.
Im Jahr 2007, das heißt zwei Jahre vor dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise hätte dieser privilegierte Kreis „nur“ 48,6 % des Reichtums besessen.
Was den Reichtum im Durchschnitt der Bevölkerung betrifft, so liegen die Schweiz, Australien, Norwegen, die USA und Schweden an der Weltspitze. Aber auch Griechenland schneidet in dieser Kategorie nicht schlecht ab, immerhin verfügt es pro Kopf der Bevölkerung über mehr als 100.000 Dollar.
Parallel dazu veröffentlicht die griechische Statistikbehörde ELSTAT, dass knapp 4 Millionen Griechen (35,7 %) von Armut oder gesellschaftlichem Ausschluss bedroht sind. Konkret von diesem Phänomen betroffen sind 3.903.800 Personen. Betrachtet man allein die Armut, so betraf das im letzten Jahr 23,1 % der Bevölkerung. Die Armutsgrenze wurde dabei mit einem Einkommen von weniger als 5.023 Euro pro Jahr für Singles bzw. mit weniger als 10.547 bei einer vierköpfigen Familie gezogen. Einige gesellschaftliche Schichten, die ebenfalls als arm gelten, sind noch nicht berücksichtigt: Immigranten ohne eine gültige Aufenthaltsgenehmigung und Roma, aber auch Insassen von Strafvollzugsanstalten.
Was die Kinderarmut betrifft, so erreicht diese in Griechenland 28,8 %. Bei den Menschen, die älter als 65 Jahre alt sind, sind 15,1 % von der Armut bedroht, bei den über 75-jährigen sind es 17,2 %. Diese Studie wurde für das Wirtschaftsjahr 2013 erstellt.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Schon bald sollen 30.000 der Ärmsten des Landes ein garantiertes Mindesteinkommen zwischen 200 und 500 Euro pro Monat erhalten. Wie Ministerpräsident Antonis Samaras feststellte, wolle man damit Armut und gesellschaftliche Ausgrenzung bekämpfen. Die Mittel dafür würden aus dem erwirtschafteten Haushaltsüberschuss zur Verfügung gestellt; weitere Kredite müssten dafür nicht aufgenommen werden.
Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt, das zunächst in 13 Gemeinden des Landes durchgeführt wird; in einer zweiten Phase sollen bis zu 700.000 Berechtigte davon Gebrauch machen können. Bewerben können sich sowohl Einzelpersonen als auch Familien. Die entsprechenden Anträge können Bedürftige ab dem 15. November einreichen. Eine der Voraussetzungen ist, dass der Immobilienbesitz der betreffenden Familien eine Obergrenze von 200.000 Euro nicht übersteigt (90.000 für jeden Erwachsenen zuzüglich einer Pauschale für jedes Kind bzw. für betreute Personen); der bewegliche Besitz darf nicht über 6.000 Euro liegen.
Die ersten Gemeinden, in denen das Projekt greift sind Drama, Edessa, Grevena, Ioannina, Karditsa, Levkada, Messolongi, Chalkida, Kallithea, Tripolis, Samos, Syros und die Gemeinde Malevizia auf Kreta.
Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi