Login RSS

Griechenlands Gewerkschaften auf Konfrontationskurs mit der Regierung Tagesthema

  • geschrieben von 
Griechenlands Gewerkschaften auf Konfrontationskurs mit der Regierung
Zahlreiche Gewerkschaften haben in dieser Woche zu Streiks und Demonstrationen aufgerufen. Am stärksten daran beteiligt sind Lehrer in öffentlichen Schulen, Universitätspersonal, Angestellte in Versicherungskassen und im Arbeitsamt sowie Krankenhauspersonal. Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst streikt am Mittwoch und Donnerstag für 24 Stunden. In Athen begann heute eine große Protestwelle, vor allem im öffentlichen Dienst. Am Montagmorgen hat die Bereitschaftspolizei MAT Tränengas während einer Protestaktion der Schulwächter vor dem Ministerium für Verwaltungsreformen im Athener Zentrum eingesetzt.
Athener Zentrum eingesetzt. Zwei Demonstranten mussten mit Atemproblemen in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die zentrale Athener Vassilissis-Sofias-Avenue war am Vormittag für den Verkehr gesperrt.

Arbeitsreserve
Die Schulwächter protestieren, weil deren Posten im Sommer von der Regierung kurzerhand abgeschafft worden sind. Sie sollen nun in die Arbeitsreserve geschickt werden. Für acht Monate werden sie weiterhin einen Teil ihres bisherigen Gehalts erhalten. In diesem Zeitraum müssen sie sich für eine andere Stelle im öffentlichen Dienst bewerben. Finden sie nach Ablauf der acht Monate keinen neuen Arbeitsplatz im Staatssektor, werden sie quasi entlassen. Die Regierung muss nach Vereinbarung mit den internationalen Geldgebern „Troika“ bis Ende des Jahres 25.000 Staatsdiener in die Arbeitsreserve geschickt haben. Bis Ende 2014 müssen zudem 15.000 öffentlich Angestellte entlassen werden. Das betrifft nicht nur die rund 2.000 Schulwächter, sondern auch 2.000 der insgesamt 150.000 Lehrer, etwa 1.500 Angestellte an den Universitäten und zahlreiche Mitarbeiter des Gesundheitssektors sowie diverser Ministerien. 

Proteste der Lehrer
An der ersten Front bei den Protesten stehen vor allem die Mitglieder der Lehrergewerkschaft OLME. Sie beginnen heute rollende fünftägige Arbeitsniederlegungen. Nach Ende jeder Woche wollen die Lehrer erneut beraten, ob sie ihren Ausstand in der darauf folgenden Woche fortsetzen werden. Heute Vormittag um 11.30 Uhr haben sie zu einer Großdemonstration in Athen aufgerufen. Solidarisch stellten sich auf ihre Seite die Grundschullehrer. Sie legten während der Zeit der Demonstration ihre Arbeit nieder. Und auch die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY) hatte in Attika zu einer Arbeitsniederlegung ab 11.00 Uhr und bis Dienstende aufgerufen. ADEDY-Gewerkschafter schlossen sich dem Protestzug der Lehrer an.

Generalstreik im Staatsdienst
Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche hat die ADEDY zu einem 48-stündigen landesweiten Streik im öffentlichen Sektor aufgerufen. Daran werden sich auch die Grundschullehrer beteiligen, die sich bisher zu keinen weiteren Protestaktionen entschieden haben. In einem zweitägigen Ausstand befinden sich heute und morgen auch die Lehrer an den Privatschulen.
Vorläufiger Höhepunkt der Streikwelle dürfte der Mittwoch werden, dann hat die ADEDY um 11.30 Uhr zu einer Großdemonstration am Athener Klafthmonos-Platz aufgerufen. Dieser Platz wird auf Deutsch mit „Platz der Tränen“ übersetzt. Die kommunistische Gewerkschaft PAME protestiert dann separat ab 10.30 Uhr am Omonia-Platz. Und auch die Dachgewerkschaft der Privatangestellten GSEE hat für den Mittwoch zu einer vierstündigen Arbeitsniederlegung zwischen 11.00 und 15.00 Uhr aufgerufen.

Proteste in anderen Bereichen
Die Maßnahme der Arbeitsreserve betrifft auch Universitätspersonal. Rektoren mehrerer Universitäten haben sich dazu entschieden, keine Liste mit zu versetzendem Personal abzuschicken. Die Frist für die Abgabe der Namenslisten läuft heute ab. Viele Universitäten bleiben seit voriger Woche landesweit geschlossen. Der Protest soll bis mindestens Freitag andauern.
Und auch das Personal in staatlichen Versicherungskassen sowie im Arbeitsamt OAED führen ab heute aufeinanderfolgende fünftägige Streiks durch. Am Montagvormittag haben sie symbolisch das Arbeitsministerium in der Athener Piräos-Straße ausgeschlossen. Aus diesem Bereich sollen 618 Angestellte in die Arbeitsreserve geschickt werden.
Zwischen Dienstag und Donnerstag legen Krankenhausärzte ihre Arbeit nieder. Das Krankenhauspersonal streikt am Mittwoch und Donnerstag im Rahmen der 48-stündigen Arbeitsniederlegung der ADEDY. Und auch Rechtsanwälte wollen am Dienstag und Mittwoch streiken. Sie protestieren gegen die Liberalisierung ihres Berufszweiges, die die Regierung derzeit vorantreibt. Dabei sollen die gesetzlich festgelegten Mindesthonorare der Anwälte abgeschafft werden.

(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)

Nach oben

 Warenkorb