Arbeitsreserve
Die Schulwächter
protestieren, weil deren Posten im Sommer von der Regierung
kurzerhand abgeschafft worden sind. Sie sollen nun in die
Arbeitsreserve geschickt werden. Für acht Monate werden sie
weiterhin einen Teil ihres bisherigen Gehalts erhalten. In diesem
Zeitraum müssen sie sich für eine andere Stelle im öffentlichen
Dienst bewerben. Finden sie nach Ablauf der acht Monate keinen
neuen Arbeitsplatz im Staatssektor, werden sie quasi entlassen. Die
Regierung muss nach Vereinbarung mit den internationalen Geldgebern
„Troika“ bis Ende des Jahres 25.000 Staatsdiener in die
Arbeitsreserve geschickt haben. Bis Ende 2014 müssen zudem 15.000
öffentlich Angestellte entlassen werden. Das betrifft nicht nur die
rund 2.000 Schulwächter, sondern auch 2.000 der insgesamt 150.000
Lehrer, etwa 1.500 Angestellte an den Universitäten und zahlreiche
Mitarbeiter des Gesundheitssektors sowie diverser
Ministerien.
Proteste der Lehrer
An der ersten Front bei
den Protesten stehen vor allem die Mitglieder der
Lehrergewerkschaft OLME. Sie beginnen heute rollende fünftägige
Arbeitsniederlegungen. Nach Ende jeder Woche wollen die Lehrer
erneut beraten, ob sie ihren Ausstand in der darauf folgenden Woche
fortsetzen werden. Heute Vormittag um 11.30 Uhr haben sie zu einer
Großdemonstration in Athen aufgerufen. Solidarisch stellten sich
auf ihre Seite die Grundschullehrer. Sie legten während der Zeit
der Demonstration ihre Arbeit nieder. Und auch die Gewerkschaft
Öffentlicher Dienst (ADEDY) hatte in Attika zu einer
Arbeitsniederlegung ab 11.00 Uhr und bis Dienstende aufgerufen.
ADEDY-Gewerkschafter schlossen sich dem Protestzug der Lehrer
an.
Generalstreik im Staatsdienst
Am Mittwoch
und Donnerstag dieser Woche hat die ADEDY zu einem 48-stündigen
landesweiten Streik im öffentlichen Sektor aufgerufen. Daran werden
sich auch die Grundschullehrer beteiligen, die sich bisher zu
keinen weiteren Protestaktionen entschieden haben. In einem
zweitägigen Ausstand befinden sich heute und morgen auch die Lehrer
an den Privatschulen.
Vorläufiger Höhepunkt der Streikwelle dürfte der Mittwoch werden,
dann hat die ADEDY um 11.30 Uhr zu einer Großdemonstration am
Athener Klafthmonos-Platz aufgerufen. Dieser Platz wird auf Deutsch
mit „Platz der Tränen“ übersetzt. Die kommunistische Gewerkschaft
PAME protestiert dann separat ab 10.30 Uhr am Omonia-Platz. Und
auch die Dachgewerkschaft der Privatangestellten GSEE hat für den
Mittwoch zu einer vierstündigen Arbeitsniederlegung zwischen 11.00
und 15.00 Uhr aufgerufen.
Proteste in anderen Bereichen
Die Maßnahme
der Arbeitsreserve betrifft auch Universitätspersonal. Rektoren
mehrerer Universitäten haben sich dazu entschieden, keine Liste mit
zu versetzendem Personal abzuschicken. Die Frist für die Abgabe der
Namenslisten läuft heute ab. Viele Universitäten bleiben seit
voriger Woche landesweit geschlossen. Der Protest soll bis
mindestens Freitag andauern.
Und auch das Personal in staatlichen Versicherungskassen sowie im
Arbeitsamt OAED führen ab heute aufeinanderfolgende fünftägige
Streiks durch. Am Montagvormittag haben sie symbolisch das
Arbeitsministerium in der Athener Piräos-Straße ausgeschlossen. Aus
diesem Bereich sollen 618 Angestellte in die Arbeitsreserve
geschickt werden.
Zwischen Dienstag und Donnerstag legen Krankenhausärzte ihre Arbeit
nieder. Das Krankenhauspersonal streikt am Mittwoch und Donnerstag
im Rahmen der 48-stündigen Arbeitsniederlegung der ADEDY. Und auch
Rechtsanwälte wollen am Dienstag und Mittwoch streiken. Sie
protestieren gegen die Liberalisierung ihres Berufszweiges, die die
Regierung derzeit vorantreibt. Dabei sollen die gesetzlich
festgelegten Mindesthonorare der Anwälte abgeschafft werden.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)