Login RSS

Griechenland weiterhin ohne öffentliches Fernsehen und Radio Tagesthema

  • geschrieben von 
Griechenland weiterhin ohne öffentliches Fernsehen und Radio
Die Schließung des staatlichen Fernsehens und Rundfunks (ERT) hat in Griechenland sowie im Ausland zu Protesten geführt. Ministerpräsident Samaras beharrt unterdessen auf seiner Entscheidung der Schließung. Am Montag will er sich mit seinen Koalitionären treffen. Oppositionsparteien und Gewerkschafter unterstützen die ERT-Mitarbeiter.   Nachdem die staatliche Radio- und Fernsehanstalt ERT am Dienstag per Regierungsdekret abgeschaltet wurde, ist Griechenland fast gänzlich von aktuellen Informationen und Nachrichten abgeschottet.
und Nachrichten abgeschottet. Wegen eines Journalistenstreiks senden keine anderen Sender, am Freitag erschienen auch keine Zeitungen. Aktuelle Informationen konnte man nur noch über das Internet erhalten. Allerdings produzieren die ERT-Mitarbeiter in Eigenregie ihre Sendungen weiter. Diese wurden von einigen Privatsendern ausgestrahlt, was von der Regierung als „illegal“ bezeichnet wird.

Koalitionsprobleme
Diese Lage führt letztlich auch zu verschärften Problemen innerhalb der Koalitionsregierung aus der konservativen Partei von Ministerpräsident Antonis Samaras Nea Dimokratia (ND), der sozialistischen PASOK und den Demokratischen Linken (DIMAR). Die drei Parteivorsitzenden Antonis Samaras (ND), Evangelos Venizelos (PASOK) und Fotis Kouvelis (DIMAR) wollen sich nun am Montagabend um 18.00 Uhr treffen, um zu beraten, wie es weitergehen könnte. Während Samaras selbständig die Entscheidung für die Schließung von ERT getroffen hat, sprechen sich seine beiden Koalitionspartner entschlossen dagegen aus. Ihrer Ansicht nach müsse die staatliche Fernseh- und Rundfunkanstalt zwar stark reformiert werden, doch bis dahin müsse man weiter auf Sendung bleiben.

Solidaritätsproteste
Unterdessen genießen die knapp 2.700 entlassenen Angestellten von ERT die uneingeschränkte Unterstützung von Gewerkschaften. Am Donnerstag fand als Zeichen der Solidarität ein Generalstreik statt. Zudem haben sich sämtliche Journalistengewerkschaften des Landes zusammengeschlossen; sie streiken am Freitag den dritten Tag in Folge und wollen das zunächst bis Dienstag weiterhin tun. Nachrichtensendungen haben bisher nur Sender ausgestrahlt, die bereit waren, das in Eigenregie produzierte Live-Programm der ERT-Angestellten zu übernehmen. Das Finanzministerium droht allen Sendern, die das Zeichen der ERT ausstrahlen, mit Strafen.
Die Solidarität mit den ERT-Mitarbeitern ist auch im Ausland relativ groß. Die Europäische Rundfunkunion EBU hat am Freitagvormittag in Athen eine Pressekonferenz durchgeführt. Anwesend waren u. a. EBU-Präsident Jean-Paul Philippot und die Generaldirektorin Ingrid Deltenre. Philippot hatte einen Brief dabei, der von 51 Direktoren europäischer Radio- und Fernsehanstalten unterzeichnet worden ist. Darin wird die Wiederherstellung des Sende-Signals von ERT gefordert.

„Der Anfang vom Ende“
In Griechenland machen vor allem die Oppositionsparteien gegen die entstandene Lage Front. Alexis Tsipras, Vorsitzender der größten Oppositionspartei, des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA), spricht von einem „Putsch“. Allerdings ruft er die Journalisten dazu auf, ihren Streik zu beenden. Zumindest die Sonntagszeitungen müssten erscheinen. Die Entscheidung ERT zu schließen, sei „der Anfang des Endes“ der griechischen Sparpolitik stellte der Linkspolitiker fest.
Was die Regierung betrifft, so hält sie weiterhin an ihrer Entscheidung der Schließung fest. Ministerpräsident Samaras sprach vom „letzten Zittern eines Privilegien-Systems, das in sich zusammen bricht“. Finanzminister Jannis Stournaras erklärte, dass die „Modernisierung“ einer griechischen Behörde „extrem schwierig sein kann“. So etwas könne „nur durch radikale Veränderungen“ und das Ausfechten von Konflikten in die Tat umgesetzt werden.
Zu ERT gehörten fünf Fernsehsender (ET1, NET, ET3, ERT World und ERT HD), 29 Radiosender, die Internetseite www.ert.gr, ein Archiv, ein Magazin und zwei Orchester.
Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi

Nach oben

 Warenkorb