Höhepunkt des Generalstreiks war eine für 11 Uhr geplante
Protestkundgebung auf dem Pedion tou Areos Platz in der Athener
Innenstadt. Die kommunistische Gewerkschaft PAME hat um 10.30 Uhr
am zentralen Omonia-Platz protestiert. Um die öffentliche Ordnung
zu wahren, war ein massives Polizeiaufgebot im Einsatz, u. a.
standen auch mehrere Wasserwerfer und Abschleppwagen in
Bereitschaft.
Protestiert wird gegen das mit den internationalen Geldgebern
(„Troika“) vereinbarte Memorandum unter dem zentralen Motto „Alle
gemeinsam!“. Es beteiligten sich Angestellte mehrerer Berufszweige.
Darunter Angestellte in den Finanzämtern, der Stadtplanung, der
staatlichen Betriebe DEKO, der staatlichen Stromgesellschaft DEI,
Kommunalangestellte, Lehrer, Lehrer der technischen Hochschulden
(TEI), Ärzte, Krankenschwestern, Rechtsanwälte, Bankangestellte und
Angestellte von Tankstellen. Auch der Dachverband der
Manufakturbetriebe, Handwerker und Händler (GSEBEE) hat zum
Ausstand aufgerufen. Die Geschäfte waren aus diesem Grund zwischen
11.00 Uhr und 15.00 Uhr geschlossen. Den Schließungen angeschlossen
haben sich auch viele Kioske.
Streikbedingt kommt es heute auch zu Behinderungen im Athener
öffentlichen Nahverkehr. Die Busse sowie die Athener U-Bahn (Attiko
Metro), die Elektrobahn (ISAP) verkehren heute lediglich zwischen 9
und 21 Uhr. Die Straßenbahn (Tram) wird heute zwischen 6.00 und
24.00 Uhr fahren. In Thessaloniki verkehren heute die Stadtbusse
zwischen 8.00 und 21.00 Uhr. Die Angestellten der Athener
Vorortbahn „Proastiakos“, die u. a. auch den Athener
internationalen Flughafen „Eleftherios Venizelos“ bedient, treten
ganztägig auf die Bremse. Die Züge der griechischen Bahn OSE werden
landesweit nicht verkehren; auch die Schiffe bleiben heute vor
Anker. Zu Problemen kommt es heute zeitweise auch im Flugverkehr.
Die Fluglotsen haben ihre Arbeit zwischen 10.00 und 13.00 Uhr
niedergelegt. Zur Änderungen von Abflugzeiten kam es auch bei den
Fluggesellschaften Olympic Air und Aegean. Am Ausstand beteiligen
sich auch Angestellte in Museen, die deshalb heute ganztägig
geschlossen bleiben.
Zwischen 11 und 15 Uhr haben heute auch Journalisten ihre Arbeit
niedergelegt. Berichterstattung hat es nur zum Thema der
Demonstrationen gegeben.
Ihre laufenden Protestaktionen wollen auch Apotheker und Richter
fortsetzen. Die Apotheker Athens und aus 16 weiteren Regionen im
ganzen Land wollen auch weiterhin bis Ende September Medikamente an
Versicherte der größten Versicherungskasse EOPYY nur per
Bargeld ausgeben. Die Richter werden noch bis zum 20. Oktober
täglich lediglich bis 10 Uhr morgens ihrer Arbeit nachgehen.
Kritisiert werden von den Arbeitnehmern vor allem weitere Kürzungen
von Löhnen und Gehältern, von Renten und eine drastische
Beschneidung der Sozialleistungen. Es handelt sich um ein Sparpaket
in Höhe von mehr als 11,9 Mrd. Euro. Ungeklärt ist noch, woher 2,5
Mrd. Euro kommen sollen. Die drei Koalitionspartner wollen sich
noch in dieser Woche, voraussichtlich am Donnerstag, auf die
Maßnahmen des Sparpakets einigen. Rund sieben Mrd. Euro werden von
Gehalts- Lohn- und Rentenkürzungen und von Zuschüssen entnommen, so
viel steht fest. Weitere 1,1 Mrd. Euro sollen durch die Erhöhung
des Rentenalters von bisher 65 auf 67 Jahre gewonnen werden.
Betroffen von dieser Regelung sind 70.000 Arbeitnehmer. Trotz des
Vorhabens der Regierung, einen Großteil der Sparmaßnahmen durch
Reformen zu gewinnen, wurden bis zur letzten Woche lediglich 500
Mio. Euro aus derartigen Maßnahmen erwirtschaftet. (GZeh, Foto:
Eurokinissi)
Generalstreik in Griechenland – Ausschreitungen in Athen Tagesthema
- geschrieben von Redaktion
Im Zentrum Athens ist es heute zu Auseinandersetzungen zwischen
vermummten Chaoten und der Polizei gekommen. Es kamen
Molotowcocktails und Tränengas zum Einsatz. Besonders betroffen
waren der Athener Syntagma-Platz vor dem Parlament und die
Einkaufsstraße „Ermou“. Am Nationalgarten brach ein Brand aus.
Dieser konnte jedoch mittlerweile unter Kontrolle der Feuerwehr
gebracht werden.
en. Die Zwischenfälle sind im Rahmen eines
Generalstreiks, zu denen landesweit die beiden größten
Gewerkschaften, die Gewerkschaft öffentlicher Dienst (ADEDY) und
Gewerkschaft der Privatwirtschaft (GESEE) aufgerufen haben.
Aufgrund der damit verbunden Demonstrationen herrscht bis zu diesem
Zeitpunkt im Athener Zentrum ein Verkehrschaos, da die meisten
zentralen Verkehrsadern von der Polizei gesperrt worden sind.