Zum 38. Mal jährt sich heute der Aufstand der Studentenbewegung
des 17. Novembers 1973. Heute Vormittag legten tausende Bürger vor
dem Athener Polytechnikum (Technische Hochschule) an der
Patission-Straße rote Nelken nieder. Damit gedachten sie der
zahlreichen Opfer der vor 38 Jahren durch die damalige Militärjunta
(1967-1974) blutig niedergeschlagenen Revolte.
Um 14 Uhr begann die zentrale Gedenkveranstaltung vor dem
Parlament. Im Anschluss setzte sich der Protestmarsch Richtung
US-amerikanische Botschaft in Bewegung. Die Tore des Polytechnikums
schlossen bereits um 13 Uhr. Um die öffentliche Ordnung im Athener
Zentrum aufrecht zu erhalten, sind heute rund 7.000 Polizisten im
Einsatz. Zentrale Verkehrsadern gesperrt. Außer Betrieb sind zudem
mehrere U-Bahn-Stationen. Auch die Fahrpläne der Busse wurden
teilweise geändert. Damit eventuell festgenommene Demonstranten und
Randalierer zügig vernommen werden können, befinden sich auch
mehrere Staatsanwälte in Bereitschaft.
Beobachter bezeichneten den heutigen Tag als
eine erste Bewährungsprobe für die am Mittwoch vereidigte
Übergangsregierung unter Loukas Papadimos. In den vergangenen
Jahren war es im Umfeld des 17. November fast regelmäßig auf Athens
Straßen, aber auch in der zweitgrößten Stadt Thessaloniki, zu
Krawallen gekommen.
Protest gegen Abschaffung des
Universitätsasyls
Vor dem Hintergrund der jüngst erfolgten Abschaffung des
Universitätsasyls haben heute 30 Studenten den Professor des
Polytechnikums von Kreta, Ioakim Gryspolakis, mit Eiern
beworfen. Der blutige Aufstand von 1973 war der Anlass
dafür, dass es Polizisten nach Widerherstellung der Demokratie 1974
untersagt war, auf das Gelände der Universitäten vorzudringen oder
dort in irgendeiner Form einzuschreiten. Ein neues Hochschulgesetz
beendete das bisher geltende Uni-Asyl. Bei den Demonstrationen in
den vergangenen Jahren nutzten autonome Gruppierungen
Universitätsgelände immer wieder als Rückzugsgebiet.
Linkspolitiker: Banken sollen bezahlen
Am
Eingang des Polytechnikums legte heute Vormittag u. a. der
Fraktionsvorsitzende der Linksallianz Syriza, Alexis Tsipras
- gemeinsam dem stellvertretenden Vorsitzenden der deutschen
Partei „Die Linke", Klaus Ernst - einen Ehrenkranz nieder. Der
Aufstand des 17. November 1973 beweise, dass „die Völker gewinnen
können, wenn sie wollen", so Tsipras. Ernst machte darauf
aufmerksam, dass sich Die Linke als „Verbündeter und Unterstützer"
betrachte. Seiner Ansicht nach müssten die Banken und das
Bankensystem für die Krise bezahlen und nicht die Bürger.
Bildungsministerin legt keinen Kranz
nieder
Bildungsministerin Anna Diamantopoulou hatte
bereits am Mittwoch angekündigt, dass sie an den Feierlichkeiten am
17. November nicht teilnehmen und dass sie auch keinen Kranz
niederlegen werde. Ihre Entscheidung begründete sie damit, dass ein
derartiger Akt keine Bedeutung habe, wenn er unter Schutz der
Polizei erfolgen müsse. Autonome Gruppierungen hatten in der
Vergangenheit wiederholt für Zwischenfälle gesorgt, wenn Politiker
oder auch Vertreter etablierter Studentengruppen einen Kranz am
Polytechnikum niederlegen wollten. (Griechenland Zeitung / eh,
Foto: Eurokinissi)