Vor Ort sind auch viele Mitglieder der der kommunistischen Partei (KKE) nahestehenden Gewerkschaft PAME. Ziel der Demonstranten ist es, das Parlament einzukreisen. Zentrale Verkehrsadern, wie die Vassilissis Sofias Avenue, sind bereits seit den ersten Morgenstunden für den Verkehr gesperrt. Teile des Zentrums sind für private Kraftfahrzeuge praktisch nicht mehr erreichbar.
Die Demonstranten möchten auf dieser Weise ihren Unmut gegen die für heute Abend geplante Verabschiedung eines sogenannten Multi-Gesetzes zum Ausdruck bringen. Es betrifft eine Neuregelung der Arbeitsbeziehungen und sieht weitere Gehalts- und Rentenkürzungen vor.
Großkundgebung von Randale überschattet
Bereits am gestrigen Mittwoch gingen in diversen Städten in ganz
Griechenland die Menschen auf die Straßen. Schätzungen zufolge
sollen mehr als 100.000 Demonstranten am zentralen Protestmarsch in
Athen teilgenommen haben. Nach der überwiegend friedlich
verlaufenden Demo kam es nach Ende des Protestmarsches zu
Auseinandersetzungen zwischen autonomen Gruppierungen und der
Polizei. Etwa 200 bis 300 vermummte Chaoten attackierten mit
Steinen, Brandbomben, Holzlatten oder Marmorstücken, die sie mit
Vorschlaghämmern aus Wandverkleidungen und Gehwegen herausschlugen,
Einheiten der Bereitschaftspolizei. Letztere brachte reichlich
Tränengas zum Einsatz.
Während der Ausschreitungen kam es zu mehreren Bränden. Betroffen
waren eine Bankfiliale, der Eingang eines Privatgebäudes, zwei
Wachhäuschen vor dem Parlament, sowie zahlreiche Stühle und
Sonnenschirme von Cafés und Tavernen, sowie ein Verkaufspunkt für
Bustickets. Auch öffentliche Telefonzellen und Sitzbänke wurden
zerstört. Das zentrale Gebäude der Nationalen Vereinigung des
Griechischen Handels (ESEE) wurde ebenfalls beschädigt. Zudem kam
es zur Plünderung von Geschäften.
70 Personen zum Teil schwer verletzt
Die Unruhen breiteten sich am Mittwoch am späten Nachmittag vom
Syntagma-Platz weiter in Richtung Monastiraki aus, das eine der
touristischen Attraktionen der griechischen Hauptstadt ist. Später
war das einstige Studenten-Viertel Exarchia Hauptort der
Auseinandersetzungen. Dieser Stadtteil gilt als die Hochburg der
autonomen Szene. Offiziellen Angaben zufolge wurden 50 Polizisten
und 20 Zivilisten zum Teil schwer verletzt und in Krankenhäuser
gebracht. Fünf Personen wurden verhaftet, weitere 28 vorübergehend
festgenommen.
Für zusätzliches Gefahrenpotential sorgen in Athen gigantische
Berge von Hausmüll. Da die Müllabfuhr seit etwa drei Wochen
bestreikt wird, haben sich trotz der Bemühungen, Privatunternehmen
für die Entsorgung einzusetzen, über 100.000 Tonnen Müll auf den
Straßen angesammelt. Täglich kommen weitere 6 bis 7 Tonnen hinzu.
Gewaltbereite Chaoten machten sich diesen Zustand zu Nutze, und
setzten Müllberge und hoffnungslos überfüllte Abfallcontainer in
Brand. Lediglich zentrale Verkehrsadern, auf denen die
Demonstranten marschieren, konnten vom Müllchaos und von
Brandresten befreit werden. Hintergrund ist eine seit Anfang
Oktober anhaltenden Besetzung der zentralen Mülldeponie Athens in
Fyli sowie einer Arbeitsniederlegung der Reinigungskräfte der
griechischen Hauptstadt.
Rege Beteiligung am Generalstreik
In dieser Situation haben Angestellte der Athener Stadtreinigung
in den ersten Stunden des Donnerstags die betroffenen Straßen und
den Syntagma-Platz von den verkohlten Abfällen beräumt.
Vorangegangen war eine Sondervereinbarung mit dem Athener
Bürgermeister Jorgos Kaminis.
Was den Streik am Mittwoch betrifft, so zeigen sich die
Gewerkschafter äußerst zufrieden. Nach Angaben des
Gewerkschaftsbundes GSEE beteiligten sich daran alle Angestellten
der Raffinerien, der Werften, der Schiffe und der Häfen. In der
Baubranche, bei den Banken, der Stromgesellschaft DEI, der
Telekommunikationsgesellschaft OTE, der Post ELTA und der
Wasserwerke EYDAP soll die Beteiligung bei 90 % gelegen haben.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)