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Trotz aller Proteste: Papandreou hält am Kurs fest

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Trotz aller Widerstände zeigt sich Premierminister Jorgos Papandreou weiterhin entschlossen, den eingeschlagenen Kurs eisern durchzuziehen. Gerüchte über vorverlegte Parlamentswahlen wurden von ihm dementiert. Auch die meisten PASOK-Parlamentarier glauben, dass ein solcher Schritt das „Ende für Griechenland" sein könnte. Man müsse die Legislaturperiode bis 2013 voll ausschöpfen.Nicht geteilt wird diese Meinung von den anderen Parteien.
arteien. Die größte Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) bezeichnete die nun mit den internationalen Gläubigern der „Troika" vereinbarten Maßnahmen als „unfair" und „unerträglich". Der ND-Vorsitzende Antonis Samaras setzt sich für sofortige Wahlen ein. Je schneller, umso besser. Dies sei „die einzige Lösung". Die Möglichkeit einer Koalitionsregierung hatte er bereits vor einigen Tagen kategorisch ausgeschlossen. Man werde so lange an die Urnen gehen, bis seine Partei eine absolute Mehrheit erhalten habe. Griechenland, so sein Argument, brauche eine starke Führung, um die Probleme zu überwinden.

Linke Opposition ist gegen das Maßnahmepaket

Scharfer Widerstand weht dem Kabinett Papandreou auch von den linken Parteien des Landes ins Gesicht. Die drittstärkste Parlamentspartei, die kommunistische KKE, rief am Mittwochnachmittag während einer Protestkundgebung das Volk dazu auf, sich zu weigern die neuen Abgaben zu zahlen. „Wir gehen keinen einzigen Schritt zurück … Wir müssen ihnen das Leben zur Hölle machen", forderte deren Generalsekretärin Aleka Papariga.
Die kleinste der im Parlament vertretenen fünf Parteien, das Linksbündnis Syriza, forderte eine Beendigung der „katastrophalen Politik" der Regierung. Der eingeschlagene Kurs zerstöre das Land und die Zukunft der kommenden Generationen. Das Wahlbündnis sprach von einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bankrott. Hintergrund dafür ist die Meinung, dass Athen den Weg aus der Krise letztendlich doch nicht finden wird.
Die orthodoxe Volkssammlung LAOS, viertstärkste Parlamentspartei, bezeichnete die neuen Maßnahmen als „härter als die vorherigen und deutlich leichter als die, die kommen werden". So lange sich Griechenland Geld leihen müsse, werde es „ertrinken". Die Partei rief das Volk dazu auf, für eine Erhöhung des Bruttoinlandsproduktes zu kämpfen: nur durch Arbeit und Entwicklung könne man wieder optimistisch in die Zukunft blicken.
Aus den Reihen der relativ neu gegründeten und nicht im Parlament vertretenen Partei der Demokratischen Linken hieß es, dass die Regierung die Erfolge und Opfer von Jahrzehnten niederreiße. Die ebenfalls noch relativ junge „Demokratische Allianz" der Ex-ND-Politikerin Dora Bakojanni sprach davon, dass die Regierung keinen Plan habe und sich in einem „Klima der Panik und Verwirrung" verstecke.

Bürger empfinden Ungerechtigkeiten

In der Tat ist der Kampf, den die einfachen Bürger Griechenlands Tag für Tag ausfechten, um das Land auf Kurs zu bringen, auch mit großen Ungerechtheiten verbunden. Viele haben den Verdacht, dass Niedrigverdiener immer mehr für die Krise aufkommen müssen.
Die neuen Maßnahmen betrifft nicht nur Staatsdiener, sondern vor allem auch Pensionäre mit geringen Bezügen, Niedrigverdienern sowie auch einige Kinderreiche: Familien mit mehr als drei Kindern sollen nun kein Kindergeld mehr erhalten, wenn das Jahreseinkommen über 55.000 Euro liegen sollte.
Viele junge Leute treibt es angesichts der Lage immer stärker ins Ausland, zunächst oft zu einem Aufbaustudium, immer mehr wollen auch für immer in der Ferne bleiben.

Den Sparmaßnahmen folgen nun Proteste

Den größten Schock durchleben aber die Staatsangestellten. Noch bis Ende des Jahres sollen 30.000 von ihnen entlassen werden. Dabei handelt es sich um einen absoluten Tabubruch für griechische Verhältnisse. Damit verglichen wirken alle seit Frühjahr 2010 ergriffenen Maßnahmen eher wie ein blasser Schatten. Nun ist mit einer stark anschwellenden Protestwelle zu rechnen. Bereits seit Mittwoch finden in vielen Teilen des Landes Kundgebungen statt. Am heutigen Donnerstag wurde der öffentliche Nahverkehr in der Hauptstadt Athen durch einen Streik, dem sich auch die Taxibesitzer angeschlossen haben, regelrecht lahm gelegt. Es verkehrten weder U-Bahnen, noch Elektrobahnen, Busse, Oberleitungsbusse und Straßenbahnen. Faktisch konnte man sich nur noch im privaten Fahrzeug fortbewegen. Kleiner Nebeneffekt: Zu den Protestkundgebungen im Zentrum kamen relativ wenige Teilnehmer. Etwas kurios mutet das durch den Streik entstandene Verkehrschaos an, wenn man bedenkt, dass sich dies ausgerechnet am „Internationalen Autofreien Tag" ereignete.
Dem Streik angeschlossen hatten sich auch die Angestellten der staatlichen Einsenbahn OSE. Zudem ruhte am Donnerstag auf dem Athener Flugplatz, dem größten des Landes, zwischen 12.30 und 15.30 Uhr der Flugverkehr. Grund war eine mehrstündige Arbeitsniederlegung der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY), der sich auch die Fluglotsen angeschlossen hatten. Zwischen 11 und 17.00 Uhr findet in den Schulen kein Unterricht statt, ab 12.30 Uhr führten die Gemeindeangestellten in der Athener Innenstadt einen Protestmarsch durch.

Situation könnte sich zuspitzen

Derartige Proteste und Arbeitsniederlegungen gelten für griechische Verhältnisse als eher „harmlos". Doch die Situation könnte sich in der kommenden Zeit drastisch zuspitzen. Die Angestellten der Athener Nahverkehrsmittel zeigen sich unbeugsam und wollen ihre 24-stündigen Arbeitsniederlegungen fortsetzen. Bereits am Dienstag und Mittwoch kommender Woche wollen sie erneut alle Handbremsen fest anziehen. Sie protestieren u.a. gegen die Fusionierung ihrer bisher fünf Trägerbetriebe sowie gegen Versetzungen und die sogenannte „Arbeitsreserve", die in vielen Fällen nach einem Jahr in Entlassungen münden könnte.
Nachlassen werden allem Anschein die öffentlich Angestellten bei dieser Kraftprobe nicht, die Proteste dürften sich eher verstärken. Vor allem die kommunistische KKE spornt zu weiteren Kämpfen an. Erklärtes Ziel ist der Sturz der Regierung. Am Mittwoch skandierte Generalsekretärin Aleka Papariga: „Wir bezahlen nicht und gehen keinen Schritt zurück!" Ähnlich entschlossen zeigt sich auch das linke Wahlbündnis SYRIZA.
Die Linke Zeitung Avgi titelte in ihrer Ausgabe vom Donnerstag: „Hinrichtung der Gesellschaft". Die auflagenstärkste Tageszeitung „Ta Nea" sprach von einer „Opferbank", an die die Griechen geführt würden.
Auszuschließen ist in der gegenwärtigen Lage in Griechenland nichts mehr. Sowohl die Opposition als auch die Demonstranten auf den Straßen sägen mächtig und letztendlich gemeinsam am Stuhl der Regierung. In den nächsten Tagen und Wochen wird sich zeigen, wie stark der Atem der Regierung Papandreou noch ist. (GZeh)

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