Zwischenfälle und Tränengas
Doch das gestrige Bild des Protestes der Taxibesitzer zeigte etwas ganz anderes: am Montag versperrten aufgebrachte Demonstranten in Heraklion auf Kreta die Zufahrten zum Flughafen. Vor allem Urlauber wurden in Mitleidenschaft gezogen: Sie mussten ihr Reisegepäck über längere Strecken schleppen, weil kein Fahrzeugverkehr möglich war. Viele Charterflüge mussten nach Chania umgeleitet werden. Bei Rio, in der Nähe von Patras, hatten Taxibesitzer für mehrere Stunden die Brücke geschlossen, die die Peloponnes mit dem Festland verbindet. Es bildeten sich bis zu 30 Kilometer lange Fahrzeugstaus. Auf Samos und in Ioannina stürmten Taxibesitzer die Büros von PASOK-Abgeordneten und verwüsteten diese.
Schlechtes Bild für den Tourismus
Derartige Aktionen schaden vor allem der griechischen
Tourismusindustrie. Der Verband der griechischen Reisebüros HATTA
forderte: „Wir dürfen den griechischen Fremdenverkehr nicht zur
Schlachtbank führen!“ Der Vorsitzende des Verbandes der
Touristikunternehmen Andreas Andreadis betonte zudem, dass in den
ersten Monaten des Jahres die Ankunft von Touristen um mehr als 10
% gestiegen sei. Allein dadurch stieg das Bruttoinlandsprodukt in
den ersten Monaten um etwa 1 %.
Andererseits würden sich viele potentielle Gäste aus dem Ausland
überlegen, ob sie im August und vielleicht auch im September das
Land überhaupt noch besuchen sollten. Vor allem in der Kreuzfahrt
müssten griechische Hafenstädte in der kommenden Zeit große
Einbußen hinnehmen. Schon jetzt würden sich viele
Kreuzfahrtunternehmen überlegen, ob sie Häfen in Griechenland
überhaupt noch anlaufen sollen.
Bedingt durch die Proteste der Taxibesitzer haben bereits jetzt
einige große Kreuzfahrtschiffe Häfen anderer Mittelmeerländer
angelaufen. Berechnungen der Tourismusbranche zufolge gibt jeder
einzelne Kreuzfahrttourist pro Tag und Hafen etwa 65 Euro aus. Nun
befürchtet man, dass selbst Charterflüge vom Taxistreik
beeinträchtigt werden könnten.
Kontrollierbare Situation?
Damit es nicht zum schlimmsten kommt, will die Regierung nun
handeln. Am Montag hat sie landesweit 82 Strafverfahren gegen mehr
als 7.000 Taxibesitzer eingeleitet. Allein in Athen sind 1.800
Besitzer von Taxilizenzen betroffen. Dass die Liberalisierungspläne
der Zunft der Taxibesitzer außer Kontrolle geraten sind beweisen
auch Äußerungen von Verantwortlichen der Branche. Der Vorsitzende
der Gewerkschaft der Taxibesitzer der Stadt Heraklion auf Kreta,
Jorgos Ploumidis, sagte gegenüber einem Radiosender, dass seine
Gewerkschaft über den Protest vor dem Flughafen am Montag von den
Kollegen gar nicht informiert worden sei. Er charakterisierte die
Lage mit den Worten: „Meine Kollegen sind sehr enttäuscht und
empört. Wir können sie nicht mehr im Zaum halten“.
Für eine Aussetzung der Proteste hat sich Oppositionsführer Antonis
Samaras ausgesprochen. An die Adresse der Taxibesitzer gewandt
sagte er: „Zeigt euch verantwortungsbewusst angesichts der
Unverantwortlichkeit der Regierung.“ Minister Ragoussis musste bei
seinem Vorgehen gegenüber den Taxi-Besitzern auch Kritik aus den
eigenen Reihen einstecken. Premier Papandreou jedoch zeigte sich
entschlossen: „Das Taxigewerbe wird liberalisiert werden – mit
Dialog.“ (GZeh, Foto: Eurokinissi, Archiv)