Proteste gegen Kürzungen in Betrieben der öffentlichen Hand
Die Proteste der Arbeitnehmer richten sich in erster Linie gegen
Gesetzentwürfe, die noch am Dienstag dem Parlament vorgelegt
wurden. Dadurch soll das Haushaltsdefizit weiter gesenkt werden.
Für das Gesetz in erster Lesung stimmten gestern Abend von
insgesamt 300 Abgeordneten 156 Abgeordnete der Regierungspartei
PASOK, dagegen 130 der Opposition. Ein PASOK-Parlamentarier, der
sich der letzteren Gruppe anschloss, wurde aus der Fraktion
ausgeschlossen.
Vorgesehen sind in den neuen Regelungen nicht nur Erhöhungen der
Mehrwertsteuer, sondern vor allem spürbare Gehaltskürzungen in
Betrieben der öffentlichen Hand (DEKO) - zwischen 10 und 15
Prozent. In den vergangenen fünf Jahren hatten die 11
verlustreichsten DEKO Defizite von 13,2 Mrd. Euro erwirtschaft.
Insgesamt sollen staatliche Unternehmen mit etwa 18 Mrd. Euro
verschuldet sein. Aus dem Finanzministerium hieß es, dass das
durchschnittliche Jahresgehalt in einigen dieser Betriebe bei
durchschnittlich 40.000 Euro liege: „Doppelt so hoch wie das
durchschnittliche Einkommen im privaten Sektor."
Höchstverdienst und Lohnkürzungen in Staatsbetrieben
Das soll sich nun ändern. Damit es nicht zu Privatisierungen
oder Entlassungen komme, so die Regierung, müssten im öffentlichen
Sektor horizontalen Gehaltskürzungen vorgenommen werden. In den
Staatsbetrieben soll der Höchstverdienst künftig bei 4.000 Euro
liegen. Alle Angestellten, die mehr als 1.800 Euro bekommen, werden
mit Kürzungen von mindestens 10 % konfrontiert.
Hintergrund für diese Maßnahmen ist nicht zuletzt ein Kredit von
110 Mrd. Euro, den Griechenland von der EU-Kommission, der
Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds im
Frühjahr erhalten hatte, um einen drohenden Staatsbankrott zu
verhindern. Dieser Kredit wird in vierteljährlichen Raten
ausgezahlt. Die sozialistische Regierung unter Premierminister
Jorgos Papandreou verpflichtete sich ihrerseits, Reform- und
Sparpläne in Angriff zu nehmen, um die Finanzlage des Landes zu
stabilisieren.
Auch der Privatsektor soll nicht verschont bleiben
Der Gürtel soll auch im privaten Sektor noch enger geschnallt
werden. In den kommenden Tagen sollen per Gesetz die so genannten
„geschlossenen Berufe" liberalisiert werden. Dazu gehören
Apotheker, Anwälte, Ingenieure, Architekten, Notare und
vereidigte Buchhalter.
Durch die Liberalisierung dieser Bereiche erhoffen sich die
Regierung und Experten aus der EU und vom IWF eine Belebung der
Märkte und ein allmähliches Sinken der Arbeitslosigkeit. Im
Dezember lag die Arbeitslosenrate bei 12,6 Prozent (Dezember 2009:
9,6 %). Schätzungen zufolge könnten bis 2012 sogar 15 % der
Griechen ohne Arbeit sein. (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi, Archiv)