Auch das bisher als „Retter in der Not" gehandelte Russland, zeigt sich sehr zögerlich, Zypern unter die Arme zu greifen. Ein zweitägiger Besuch des zyprischen Finanzministers Michalis Sarris in Moskau ging erfolglos zu Ende. Russland habe weder Interesse am Erdöl noch an den Kauf zyprischer Banken, hieß es. Allerdings stellte der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew am Freitagvormittag fest, dass sein Land „die Tür noch nicht geschlossen" habe.
Munition für die Opposition in Griechenland
Die jüngsten Entwicklungen auf Zypern werden vor allem auch in
Athen intensiv verfolgt. Finanzminister Jannis Stournaras
wiederholte am Donnerstag, dass sofort eine Lösung für Zypern
gefunden werden müsse. Weiterhin betonte er, dass die griechische
Regierung „die Bemühungen und die Entscheidungen Zyperns
unterstützt". Die Einlagen von Kunden zyprischer Bankfilialen in
Griechenland seien gesichert, sagte er.
Was die Oppositionsparteien betrifft, so erhalten diese durch das
„Nein" des zyprischen Parlaments gegen das von der EU
vorgeschlagene Rettungspaket neuen Aufwind. Alexis Tsipras,
Vorsitzender der größten griechischen Oppositionspartei SYRIZA
bezeichnete das „Nein" Zyperns als „historisch". Es würde beweisen,
dass es Spielraum für Verhandlungen gebe. Die konservative
Regierungspartei Nea Dimokratia kommentierte dazu: „Herr Tsipras
hat nicht verstanden, was auf Zypern und in Europa los ist." Fotis
Kouvelis, Vorsitzender des kleinsten Koalitionspartners DIMAR,
sagte, dass man eine Lösung innerhalb des Euros finden müsse. Um
18.00 Uhr haben am Freitagabend vier Organisationen aus dem linken
politischen Spektrum zu einer Solidaritätsdemonstration für Zypern
aufgerufen. Treffpunkt sind die Propyläen in der Athener
Panepistimiou Straße, anschließend wollen die Demonstranten vor das
Parlament am Syntagmplatz ziehen.
Proteste von Angestellten in Athen und Thessaloniki
Zu einer Protestkundgebung haben sich am Freitag die Angestellten der Niederlassungen der zyprischen Bank „Laiki" in Griechenland vor dem Finanzministerium in Athen getroffen. Sie wollen damit drohende Entlassungen verhindern; das Unternehmen soll dem Vernehmen nach umstrukturiert werden. Auch Angestellte der „Trapeza Kyprou" protestieren heute in der griechischen Hauptstadt vor dem Parlament sowie ebenfalls in der nordgriechischen Stand Thessaloniki. Unterdessen hat die Regierung in Athen immer wieder betont, dass die Niederlassungen zyprischer Banken in Griechenland für die Kunden sicher seien. Bereits drei griechische Banken haben Interesse bekundet, die zyprischen Tochterunternehmen zu erwerben.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Die Aufnahme zeigt Angestellte zyprischer Bankfilialen in Griechenland, die am Freitag das Büro der Demokratischen Linken – DIMAR – in Athen besuchten.)