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Griechenland Zeitung - Nachrichten / Kultur / Elisa Hübel

Elisa Hübel

Tsipras vor der UNO: Flüchtlingsproblematik ist „internationale Herausforderung“

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Nahezu parallel zur Zuspitzung der Flüchtlingskrise auf der griechischen Insel Lesbos, wo in der Nacht ein Hotspot in Flammen aufging, hielt Ministerpräsident Alexis Tsipras am Montagabend eine Rede vor den Vereinten Nationen in New York. Darin stellte das Regierungsoberhaupt fest, dass Europa vor einem Dilemma stünde: Es müsse den sozialen Zusammenhalt wahren, ohne das internationale Recht und die Genfer Konvention zu verletzen. Er brachte die Befürchtung zum Ausdruck, dass „nationalistische und fremdenfeindliche Kräfte ihr wahres Gesicht zeigen“ würden, falls die internationale Gemeinschaft in der Flüchtlingsfrage scheitern sollte. Dies sei eine „internationale Herausforderung“, die kein Land alleine bewältigen könne.

Tausende Obdachlose nach Großbrand in Flüchtlingscamp auf Lesbos TT

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Parallel zur UN-Vollversammlung in New York, wo über die Bewältigung der Flüchtlingskrise debattiert wurde, kam es auf der Insel Lesbos (Mytilini) zu Zwischenfällen. Im Flüchtlingslager bei Moria ist ein Großbrand ausgebrochen. Viele Menschen wurden obdachlos.

Im Flüchtlingslager „Moria“ im Osten der Insel Lesbos (Mytilini) kam es Montagnacht zu schweren Unruhen zwischen den dort untergebrachten Immigranten und Flüchtlingen. Es brach ein Brand aus. Mehr als 5.000 Menschen, die dort untergebracht waren, sind auf die Straße und die umliegende Umgebung geflüchtet, um Schutz vor den Flammen zu finden. Einsatzkräfte der Polizei hielten sie davon ab, sich in die Ortschaft Moria, die sich knapp einen Kilometer östlich vom Camp befindet, zu begeben. Mehrere Hundert machten sich auf den Weg in die 25 Kilometer entfernte Inselhauptstadt. Sie wurden von den Ordnungshütern zurück geschickt.

Versöhnliche Töne zwischen Athen und Wien nach Schließung der Balkanroute TT

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Ministerpräsident Alexis Tsipras wurde offiziell zu einem „Mini“-Gipfeltreffen für die Flüchtlingsfrage, das am 24. September in Wien durchgeführt wird, eingeladen. Daran teilnehmen werden außerdem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Staatschefs aus Slowenien, Kroatien, Serbien, Albanien, Ungarn, Rumänien, der ehemaligen Jugoslawischen Republik Makedonien (Uno-Kurzbezeichnung: FYROM) und aus Bulgarien. Tsipras hat die Einladung des österreichischen Bundeskanzlers Christian Kern mit sichtlicher Zufriedenheit angenommen. Überreicht worden ist sie während eines offiziellen Besuches des österreichischen Arbeits- und Sozialministers Alois Stöger, der am vergangenen Donnerstag in Athen war.

Kontroverse Debatte über Schulbesuch für Flüchtlingskinder TT

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Die Flüchtlingskrise in Griechenland spitzt sich zu. Im Land halten sich derzeit mehr als 60.000 Asylsuchende auf. Darunter sind viele Kinder. Die Regierung hat jüngst beschlossen, dass auch sie eine Schule besuchen müssen. Ein Elternverband will das nicht hinnehmen. Nun ermittelt ein Gericht.

Ein umstrittener Beschluss des Elternverbandes der Gemeinde Oraiokastro bei Thessaloniki beschäftigt weiterhin die Öffentlichkeit. Dieser hatte mit der Besetzung der dortigen Schule gedroht, falls im Gebäude auch Flüchtlingskinder unterrichtet werden sollten.
Der Parlamentarier Vassilis Kikilias von der konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia warf der Regierung vor, dass sie die Situation nicht richtig handhaben könne. Kikilias brachte auch Verständnis für die „Besorgnis der lokalen Gemeinden“ auf. Letztendlich ermunterte er die Bürger jedoch dazu, „griechische Gastfreundschaft an den Tag zu legen“, denn dies sei fester Bestandteil der griechischen Kultur.
Auch die kommunistische Partei (KKE) meldete sich zu Wort. Sie sieht hinter der Situation in Oraiokastro „einen Mangel an staatlicher Planung“. Dadurch werde der „Weg für fremdenfeindliche und rassistische Denkweisen frei“.

Bürgermeister fühlt sich missverstanden
Unterdessen wird ein Gericht in Thessaloniki, das für Taten mit rassistischem Hintergrund zuständig ist, eine Voruntersuchung durchführen. Ermittelt werden sollen zunächst die Hintergründe, die den Elternverband zu seinen Beschlüssen geführt haben. Zeitgleich sollen auch Aussagen des Bürgermeisters von Oraiokastro Asteris Gavotsis untersucht werden. Dieser soll selbst gewalttätige Übergriffe auf Flüchtlinge nicht ausgeschlossen haben. Letzterer stellte daraufhin fest, dass seine Worte „falsch interpretiert“ worden seien. Vielmehr versuchte er, Bildungsminister Nikos Filis die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er habe nämlich die Gemeinde zuvor nicht über die Lage informiert, so der Bürgermeister. Die Reaktion des Elternverbandes rechtfertigte Gavotsis mit den Worten, dass es sich immerhin um 800 Flüchtlingskinder handle, die in die gleiche Schule mit den griechischen Kindern gehen sollten. Man sei vor allem besorgt gewesen, ob die neuen Schüler eventuell nicht ausreichend gegen bestimmte Krankheiten geimpft seien.  

Solidarität und Integration ins Alltagsleben
Dazu bezog wiederum der Präsident der Ärzte der Welt, Nikitas Kanakis, Stellung: „Arme Kinder sind keine kranken Kinder“, stellte er klar. Außerdem, so fügte er hinzu, seien die Kinder aus dem Flüchtlingscamp von Oraiokastro selbstverständlich ausreichend geimpft worden.
Als Zeichen der Solidarität mit den betroffenen Kindern hat sich nun der Elternverband des Stadtteils Sykies von Thessaloniki dafür ausgesprochen, dass die dortige Schule die Pforten für die Flüchtlinge öffnen solle. In ihrer Erklärung heißt es: „Wir werden die Flüchtlingskinder umarmen, so als ob es unsere eigenen wären.“ Die Grundschule von Sykies wird bereits von zwei Kindern aus Syrien besucht.
Der Montag dieser Woche war der erste Schultag für 1,3 Millionen Kinder in Griechenland. Die Regierung hatte zuvor entschieden, dass auch die Kinder der etwa 60.000 Flüchtlinge, die sich derzeit in Griechenland aufhalten, zur Schule gehen müssen, da auch ihnen ein Recht auf Bildung zustehe.
Der Unterricht soll in der ersten Phase möglichst in den Flüchtlingscamps selbst erteilt werden. Mittelfristiges Ziel sei es jedoch, die Kinder in das griechische Alltagsleben zu integrieren.

Elisa Hübel

Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den Präsidenten der Ärzte der Welt, Nikitas Kanakis.

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