Seit Mittwoch ist Athen um eine wichtige archäologische Stätte
reicher: das Lykeion des Aristoteles, die bedeutendste
Philosophenschule des klassischen Altertums zusammen mit der
Akademie des Platon. Zugleich entstand in der dicht bebauten
Athener Innenstadt eine weitere, reizvoll mit mediterraner Flora
gestaltete Grünfläche. Die neue Ausgrabungsstätte liegt zwischen
dem Gelände des Byzantinischen Museums und der Rigillis-Straße,
hinter dem Neobarockbau des Athener Offiziersclubs. Sie ist von
beiden Seiten zugänglich und von 8 bis 20 Uhr geöffnet.335 v.
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335 v. Chr. begann der Platon-Schüler Aristoteles nach seiner
Rückkehr aus Makedonien, wo er als Erzieher Alexanders d. Gr. tätig
gewesen war, in diesem Gymnasion außerhalb der antiken Stadt zu
lehren. Trotz des immensen Einflusses seines Lehrers Platon
begründete Aristoteles hier zahlreiche Disziplinen, die für die
abendländische Zivilisation richtungweisend werden sollten. Unter
anderem gehen die formale Logik, die Wissenschaftstheorie, die
Biologie, die Physik, die Ethik, die Staatslehre und die
Dichtungstheorie auf ihn zurück, aber auch der Begriff der
Metaphysik. Vermittelt durch arabische Gelehrte, die
mittelalterlichen Universitäten in Westeuropa und durch den
Humanismus gab Aristoteles wichtige Impulse für die Entwicklung der
modernen Wissenschaften. Das macht die neue Ausgrabungsstätte trotz
ihres eher unspektakulären Charakters – zu sehen sind vor allem
Fundamente – zu einem Muss bei einem Athenbesuch.
(Griechenland Zeitung / ak, Foto: Eurokinissi)