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Wurde in Nordgriechenland das Alexandergrab entdeckt? Tagesthema

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Wurde in Nordgriechenland das Alexandergrab entdeckt?
Mitten ins Sommerloch platzte diese Woche die Nachricht, dass Archäologen bei Amphipolis im makedonischen Bezirk Serres das Grab Alexanders des Großen entdeckt hätten. Die Rede war gar von der „größten archäologischen Entdeckung aller Zeiten“. Worum handelt es sich? Den Berichten zufolge wurde ein Grab entdeckt, das „seinesgleichen nicht hat“. Bislang wurden Teile einer kreisförmigen Einfassung mit einem Umfang von fast 500 Metern aus fein bearbeitetem Marmor von der Insel Thassos freigelegt.
r Insel Thassos freigelegt. Sie umfing einen Grabtumulus, auf dessen Spitze nach einer Lesart der berühmte Marmorlöwe von Amphipolis gestanden haben könnte, der 1912 in der Nähe gefunden wurde.
Da das berühmte Grab von Alexanders Vater Philipp II. in Vergina deutlich kleiner und nicht umfriedet ist, begannen sofort die Spekulationen, für wen diese wahrhaft pharaonische Grabstätte wohl bestimmt war. Lagen hier vielleicht Alexanders persische Gattin Roxane und ihr gemeinsamer Sohn Alexander IV. Aigos, die 310 v. Chr. auf Geheiß des um den makedonischen Thron rivalisierenden Kassander in Amphipolis ermordet wurden? Bei den Dimensionen wollte man es lieber eine Nummer größer: Niemand anders als der große makedonische Feldherr selbst sei hier bestattet, rumorte es im griechischen Internet, und sofort wurden Vorwürfe laut, dass der Staat nicht genug Geld für einen derartigen Jahrhundertfund bereitstelle.
Das Kulturministerium bemühte sich, den Ball möglichst flach zu halten. Die Generaldirektion für Altertümer gab eine lapidare Notiz heraus, wonach an der betreffenden Stelle seit den 1960er Jahren gegraben werde. Tatsächlich hätten die Grabungen eine besonders bedeutende kreisförmige Umfriedung vermutlich vom Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. zutage gefördert, die einen irdenen Grabhügel mit einer Basis und Aufbauten aus Marmor umgeben habe. Die Einfriedung sei drei Meter hoch, ihr Durchmesser betrage 160 und der Umfang annähernd 500 Meter, von denen 405 Meter ausgegraben seien. Das Monument sei später zerstört und als Steinbruch genutzt worden, so das Ministerium. Eine Verbindung mit dem Löwen von Amphipolis sei nicht auszuschließen, nach einer Lesart habe er auf dem Grabhügel gestanden. Der Fund sei ohne Zweifel besonders bedeutsam, bevor jedoch die Ausgrabungen weitergeführt würden, sei jede Interpretation und vor allem Identifikation mit historischen Persönlichkeiten wissenschaftlich unbegründet, so das Ministerium.

Alexandergräber von
Ägypten bis Unsbekkistan

Tatsächlich kann die Suche nach dem Alexandergrab auf eine lange Tradition blicken. Schriftlichen Quellen zufolge lag der einbalsamierte Leichnam Alexanders während der gesamten Spätantike in einem Mausoleum in der von ihm gegründeten Metropole Alexandria in Ägypten. Zunächst habe er in einem goldenen Sarkophag gelegen, den Ptolemaios X. durch einen gläsernen ersetzt habe, was ihm die Alexandriner als Grabschändung ankreideten. Cäsar und Augustus sollen zu seinem Grab gepilgert sein. Das Mausoleum wurde offenbar in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung zerstört und konnte bislang nicht lokalisiert werden.
Trotz dieser Quellen versuchen vor allem griechische Altertumsforscher immer wieder, das Alexandergrab an anderer Stelle zu orten. Neben Amphipolis beanspruchen auch die Insel Thassos und die makedonischen Königsstadt Vergina (Aigai) die Ehre für sich, die letzte Ruhestätte des Makedonen-Königs zu beherbergen. Das Grab Philipps sei in Wirklichkeit das seines Sohnes, so die Theorie im letzteren Fall.
Mitte der 1990er Jahre erregte die Archäologin Liana Souvlatzi mit der Nachricht Aufsehen, sie habe das Grab in der Oase Siwa geortet, wo Alexander seinem eigenen Wunsch nach im Ammonheiligtum beigesetzt werden sollte. Das Team unter Souvlatzi entdeckte sogar zwei „Alexandergräber“ 1992 und 1995. Es stellte sich jedoch rasch heraus, dass Souvlatzi die Inschriften auf den gefundenen Bauten falsch interpretiert und sich in einem Fall sogar um 400 Jahre vertan hatte.
Nicht weniger grotesk ist die Entdeckung des Alexandergrabes im fernen Usbekistan durch die Journalistin Marina Doicinovska aus der benachbarten ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (FYROM), die Alexander bekanntlich gerne für sich vereinnahmen möchte. In einem usbekischen Dorf, dessen Bewohner sich als „Mazedonier“ bezeichneten, sei ihr ein Grabmonument gezeigt worden, wo Alexander bestattet sei. Die nahe liegende Frage, wie es den 323 v. Chr. in Babylon gestorbenen Alexander nach Usbekistan am äußersten Rand des von hm eroberten Weltreiches verschlagen haben könnte, beantwortete sie aber nicht. (Griechenland Zeitung / ak, Foto: Eurokinissi)

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