Die archäologische Stätte von Gla in Böotien ist eine der größten Burganlagen, die aus der mykenischen Zeit im 2. Jahrtausend v. Chr. in Griechenland auf uns gekommen sind. Sie liegt inmitten der ausgedehnten Kopais-Ebene, die ‒ früher überflutet ‒ im späten 19. Jahrhundert trockengelegt wurde.
Nun hat der Archäologische Zentralrat einen „Rahmenplan für den Schutz und die Verwaltung“ des Platzes beschlossen, der damit auch einem breiteren Publikum näher gebracht und dessen Bedeutung im Reigen der benachbarten Orte, wie beispielsweise dem bekannteren Orchomenos, unterstrichen werden soll.Das Projekt zielt zunächst auf eine gründliche Erforschung und Dokumentation der Stätte, in deren Folge auch entsprechende Restaurierungsarbeiten stehen sollen. Damit einher geht die Planung zu einer besseren Erschließung des Orts für den Besucherverkehr – und zwar sowohl hinsichtlich einer günstigeren Anbindung an das vorhandene Straßennetz als auch mit Blick auf die Einrichtung entsprechender Wanderwege in der Region. Gla, dessen antiker Name unbekannt ist, liegt auf einem niedrigen Hügel, der einst aus dem hier befindlichen Kopais-See herausragte. Durch eine aufwendige Anlage von Dämmen und Kanälen wurde der See zumindest in Teilen bereits in der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. trockengelegt. Aufgrund seiner Lage inmitten der nunmehr fruchtbaren Ebene konnte Gla natürlich ganz erheblich von den entsprechenden Erträgen profitieren. Die etwa drei Kilometer lange Umfassungsmauer der Burg schließt mit ihren sechs Toren eine gewaltige Fläche von etwa 200.000 Quadratmetern Größe ein. Im Inneren der Anlage sind mehrere Gebäudereste freigelegt, außerdem konnte durch Surveys mittlerweile über das Areal verteilt eine ausgedehnte weitere Bebauung nachgewiesen werden. Diese lässt auf eine ehemals funktionierende Siedlung schließen, womit die herkömmlich vertretene Deutung der Anlage als reine Fluchtburg in Frage gestellt wird. Einen Palast allerdings, wie wir ihn aus anderen Zentren der Zeit kennen, scheint es hier nicht gegeben zu haben. Die erhaltenen Befunde weichen in ihrer Form ganz grundlegend von den vergleichbaren Beispielen andernorts ab. Möglicherweise hat es sich bei Gla auch um einen Außenposten des benachbarten Orchomenos gehandelt, das selbst ganz offensichtlich als Herrschersitz diente. Eine lange Existenz war dem Ort, an dem auch Reste aus der frühen Jungsteinzeit gefunden wurden, in mykenischer Zeit freilich nicht beschieden. Um 1230 v. Chr. wurde Gla zerstört und auf immer verlassen. Bald darauf schon breitete sich dann auch wieder das Wasser in der Ebene aus. (GZjr)